Von Jean Paul an Renate Otto. Bayreuth, 5. Mai 1797.
Brieftext
Liebe Renate,
Nur eine Viertelstunde, Theuere, hab’ ich dazu, um Ihnen meine
Freude über Ihren Brief vol Seele, zu sagen. Das Übrige sag ich
Ihnen am künftigen Montag, höchstens
Dienstag mündlich. Am
Donnerstag
zieh’ ich vom Zelt aus. Meine fette Successorin mus sich
mit mir trösten, da wir ja beide im abnehmenden Mond
einziehen.
Sagen Sie ihr indes, daß ein Einzug nach dem
Volmond alsdan nicht
den geringsten Nachtheil bringt, wenn man
im zunehmenden Licht nur
irgend etwas ins neue Haus
hineinschaft, etwa einen Muf, eine
Fischpfanne, oder
Schuhbürste — es ist dan so viel als wäre man schon
mit Sak und
Pak darin. Ich habe deswegen zu Hause hinterlassen, daß
mein
Bruder eine neue ½ Klafter Holz sogleich im neuen Logis ab
laden lässet.
Ihr schöner Brief verdiente eine Antwort, die Ihnen vielleicht mein
Emanuel giebt. Lebe wohl, gute Seele! Wenn die Freude es ver
gisset, dein wundes Herz zu bewegen und
zu bewohnen: so schicke sie
wenigstens die Liebe, damit diese die schöne Stelle beseze und er
wärme! Lebe wohl!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_604.html)