Von Jean Paul an Renate Otto. Bayreuth, 28. April 1797.
Brieftext
Emanuel verlangt, Liebe, daß ich — da abends der Sabbath an
und ich ausgehe — das
Postskript vor seinem Briefe mache d. h. die
Abendröthe vor
dem Tage. Zwei Nachschriften machen einen Brief;
mithin
hab’ ich einen Gegenbrief von Ihnen zu fodern. Warlich
hätt’ ichs eher gewust, ich hätte meinen Leibgeber und Siebenkäs stat
in der Sonne in diesen 2 Miniatürstuben einlogiert. Sie
werden
darin wie in einer Laube träumen. Um mich stehen
gerade so viele
Meublen und sanfte Erinnerungen, wie in
Weimar in meinem Logis
bei Oertel: nicht einmal Bindfaden, Barometer, Himmelblau
(an der
Wand), Blumentopf, Lichtschirm, Klavier, Obst, Bücher (die
halbe
Spiegelsche Bibliothek hab ich auf dem Kanapée und ich weis freudig
nicht, sol ich Bücher oder Visittenstuben-Thüren aufmachen)
und gar
nichts hat mein geliebter Emanuel vergessen,
und hätt’ er Mond und
Sonne haben können, er hätte sie mit an die Decke geklebt.
Das
breitere Gemälde davon sollen Sie haben. Gott weis,
wenn ich aus
meinem sanften Eiland weiche: ich passe auf
(äussere) schöne Tage,
und sind diese da, so hab’ ich einen
neuen Grund zu bleiben; und in
schlechten kan ich
ohnehin nicht fort. Meinen herzlichsten, herzlichsten
Grus
an meinen Christian, und sagen Sie, daß ich nächstens schreibe. —
Leben Sie wohl und grüssen Sie Christoph. Jezt hat endlich
nach dem
Ende dieses Briefes der Brief seinen Anfang und lautet wie
folgt:
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_601.html)