Von Jean Paul an Caspar Friedrich Freiherr von Schuckmann. Hof, 3. Juni 97.

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Brieftext

Hof d. 3 Jun. 97 [Sonnabend].

Sogar die kurze kanonische Sieste, die die Feiertage geben, wird
Ihnen gestört. Ich wil meine Sache mit 3 Worten sagen, und ich
wünsche, daß mein Bruder, der sie überbringt, nicht viele dazu sezt.
Dieser Steuereinnehmer von Sparnek bekam jezt einen neuen Ante
zessor: der Schulmeister Frisch in Sparnek erhielt das Zol-, Malz- und
Umgeldswesen und die Zoltafel und wurde dazu in Mönchberg ver
pflichtet. Meine und seine Bitte ist die um eine Auflösung dieser
Charade: wahrscheinlich wurde auf irgend einer Seite Bernek und
Sparnek verwechselt. Dächt’ er und seine Frau wie ich: so bliebe die
Auflösung dieses kleinen Räthsels dem Schlüssel der Zeit überlassen. Da
aber dieses nicht ist: so bitt’ ich Sie herzlich um Nachsicht für die
bange Wisbegierde, zu welcher die jezigen bürgerlichen Verhältnisse zu
oft die Seele einklemmen. Zu den seinigen gehöret noch die tägliche
Anfoderung, daß er seinen Pacht und sein Haus verlasse.


Es thut mir wehe, daß die Dankbarkeit für Ihre Güte beinahe
nichts zu bringen hat als — neue Bitten. Aber Ihre Denkungsart
vergiebt gewis, wie alle höhere Menschen thun, andern mehr als sich.


Wenn man ins Elysium trat, muste man Lethe trinken: Sie würden
das irdische verlieren, wenn Sie sie nähmen und alle Ihre Handlungen
vergässen. Leben Sie wohl als wären Sie im höhern.


Jean Paul Fr. Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Berlin JP. 4 S. 8°. K (nach Nr. 622): Schukman 3 Jun. 97. 337,19 Jun.] aus Jul. H

Vgl. Nr. 603. Am 4. Juni 1797 war Pfingsten.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_628.html)