Von Jean Paul an Friederike Otto. Hof, 25. September 1797.
Brieftext
Festtag (Geburtstag) oder die Festminute im kurzen Tag des Lebens.
Jedes Jahr war ein neuer Schrit an unser Herz und jezt sind wir
in
ewiger Freundschaft beisammen. Wenn ich weit von Ihnen
lebe und
wenn dieser Schalttag im Werkeltageleben für Sie
wiederkomt: so
wil ich ihn einsam aber warm mit feiern und
unter dem grossen
Himmel und die, blos von der Erde nicht
gehörten Wünsche für Sie
thun und, indem ich nach Ihrer Gegend
sehe, denken: „sie sei so froh
wie das vorige lezte mal — sie
verliere keine Seele, die sie liebte —
zwischen ihren
Geburtstagen wachsen Blumen auf und nichts mehr —
ihr Schiksal
sei so sanft wie ihr Herz und ihr Himmel so blau wie das
Auge,
das er rührt. Und ich müsse sie recht glüklich wiedersehen, wenn
ich sie wiederfinde.“ Ich komme ja schon jezt zu Ihnen; und
thue früher
meinen herzlichen Wunsch. —
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_705.html)