Von Jean Paul an Friederike Otto. Bayreuth, Mitte September 1797.

Zum TEI/XML DokumentZur originalen Webseite

Brieftext

Kopie
[ Bayreuth, Mitte Sept. 1797 ]

Das Freudenfeuer warf den lichtesten Wiederschein auf die Blätter.
Ich wolte ich hätte Sie durch die glänzende und reiche Ebene geführt
und Ihnen jeden Berg als einen Altar der Freundschaft und jede
Guirlande aus volhängenden Gipfeln als ein Band derselben zeigen
können. Die nachbarliche Musik fliegt um jedes Wort, das ich Ihnen
schicke. Warum erscheinen die Früchte wenn der Herbst die Blätter
abbricht, warum wird dem traurigen Flüchtling auf der Schwelle das
Herz so vol Liebe gezeigt? Wisset ihr denn alle nicht, daß ich anfangs
nur von Einem keinen Abschied nehmen wolte und daß ihr mich zulezt
dahinbringt, daß ich [ihn] von keinem nehmen kan sondern stil und
blas den Begräbnisplaz der Jugend räume? Lebe wohl, so lang ge
liebte Seele! Uns trent keine Trennung und aus jeder Vergangenheit
wird eine Zukunft.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K (nach Nr. 696): Friederike 19 [1 aus 2] Sept. i: Wahrheit 5,268(im Sept.).

Das Datum von K kann nicht stimmen, da Jean Paul am 19. Sept.schon nach Hof zurückreiste, vgl. Nr. 703†. 373, 7 Die nachbarlicheMusik kam wahrscheinlich aus dem in der Nähe von Emanuels Wohnunggelegenen Hause des Musikmeisters Hainel, wo Konzerte stattfanden. 11 von Einem: Christian Otto, vgl. Nr. 735.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_700.html)