Von Jean Paul an Wilhelmine Fischer und Johann Carl Christian (Pseud. Gustav Fredau) Fischer. Bayreuth, 13. September 1797.
Brieftext
Der blau auseinander gefaltete Himmel. Alles Schönste was wir
lieben ist unsichtbar und wohnt nur vor unserm innern Auge:
Sie
theilen diese Unsichtbarkeit und jene Liebe. Mögen Sie
nie einen
härtern Schmerz auf der grossen dunkeln Bühne des
Lebens erfahren
als der Schauspieler auf der kleinen. Möge,
wenn Ihnen irgend eine
Sonne untergegangen, die Phantasie und
die Dichtkunst die tiefen
Stralen derselben auf irgend einem
Mond sammeln und sie Ihnen
glänzend in die Finsternis
zurükwerfen.
Die schöne Natur verwandelt, eh’ sie vom Winter verdrungen
wird, alle Blüten in Früchte und Beere. Das Schiksal geb’ Ihnen
100 Hofnungen und verwandle sie alle wie Blüten.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_698.html)