Von Jean Paul an Caroline Richter. Berlin, 4. November 1800.
Brieftext
Auf deine Schwester und deinen Brief wart’ ich immer mitten in
den Flammen der Arbeit, meine Einzige und Ewige! Ich sehne
mich
nach den Lauten deines Herzens, nach den Nachtönen
unserer Gegen
wart. O wie wohl thut es der
vollen Seele, daß sie alles sagen darf,
daß ich dir
alle Namen der Liebe geben darf, blos um meine Liebe
nur immer
voller und wärmer zu haben. Der Ausdruk der Liebe ist
dan nicht
ihr Ableiter sondern ihr Bliz, und
sie wil immer mehr
sagen, je mehr sie gesagt hat, und sie wächst
in sich selber.
Einzige! endlich hat mein Herz sein Herz — endlich ist mein Leben
gerade und licht. So bleibt es, und niemand könt’ uns trennen
als wir,
und wir thun es nicht.
Eben bekomm’ ich unter dem Essen dein spätes Blätgen. Ich kan
dir keine Arbeit geben als die, die Palingenesien zu
lesen, worin ich
das schildere, was ich jezt — habe! O du Meine! Ich bleibe
dein, dein,
ewig.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_17.html)