Von Jean Paul an Caroline Richter. Berlin, 4. November 1800.

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Brieftext

[ Berlin, 4. Nov. 1800 ]

Auf deine Schwester und deinen Brief wart’ ich immer mitten in
den Flammen der Arbeit, meine Einzige und Ewige! Ich sehne mich
nach den Lauten deines Herzens, nach den Nachtönen unserer Gegen
wart. O wie wohl thut es der vollen Seele, daß sie alles sagen darf,
daß ich dir alle Namen der Liebe geben darf, blos um meine Liebe
nur immer voller und wärmer zu haben. Der Ausdruk der Liebe ist
dan nicht ihr Ableiter sondern ihr Bliz, und sie wil immer mehr
sagen, je mehr sie gesagt hat, und sie wächst in sich selber.


Einzige! endlich hat mein Herz sein Herz — endlich ist mein Leben
gerade und licht. So bleibt es, und niemand könt’ uns trennen als wir,
und wir thun es nicht.


Eben bekomm’ ich unter dem Essen dein spätes Blätgen. Ich kan
dir keine Arbeit geben als die, die Palingenesien zu lesen, worin ich
das schildere, was ich jezt — habe! O du Meine! Ich bleibe dein, dein,
ewig.


R.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K (von Karolinens Hand): Fasz. 26 in einer für den 6. Band der Wahrheit bestimmten ausführlichen Darstellung der Verlobungsgeschichte,angeblich vom 4. November. B: IV. Abt., IV, Nr. 21. 14,34 den Nachtönen] vielleichtverlesen oder verschrieben für dem Nachtönen

14,32 Schwester: die Halbschwester Auguste, die als postillon d’amourdiente; vgl. 16, 32. 15, 9 Vgl. B: „Gib mir Arbeit für dich, um die leerenStunden auszufüllen, die ich ohne dich durchleben muß.“

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_17.html)