Von Jean Paul an Emanuel. Meiningen, 1. Oktober 1801.
Brieftext
Guter! Da ein Brief von meiner Frau so viel ist, — wenn nicht
mehr für einen unverheiratheten Man — als einer von mir: so
hab’
ich es so gut, daß ich blos da size und Antwort, wenn
sie geschrieben,
an mich erwarte. Hier folgen vier enge Seiten
von mir, die ich ihr
diktiert; ich füge nur mit eigner Hand das
Vidit und Imprimatur gar
dazu. Erst gestern erhielten wir Ihr Blat. — Auf Ottos
Antwort
auf mein der Hardenbergischen
beigefügtes Schreiben lauer’ ich
schon seit meinem Hiersiz. — Aber ernstlich bin ich
begierig, ob er
jenes Blat für einen solchen Ofen- und
Sonnenschirm hält wie ich;
— unendlich erquikt’ es mich.
Wir waren in Cassel und beinah so seelig als in unserer
Stube.
Meine C. hat wieder den Panzer der
festesten Gesundheit am Leib,
den der Teufel gerade in Bayreuth durchlöchert hatte. — Die Freuden
liegen wie Gärten um uns und wir sind die seeligen ersten
Eltern in
diesem Eden, um so mehr da ich nicht blos den ersten Menschen
darin
vorstelle sondern auch die Schlange und also von
keiner Eva verführt
werde.
Sie leben, wie ein Name in eine lebendige Frucht geschnitten,
wachsend in uns. Das einzige Schlimme ist, daß man Ihnen immer so
viel Dank schuldig ist. Mögen die Götter der Freude vor Ihnen
her
fliegen und Ihren Weg und Ihr Lager mit
Blumen bestreuen. Wohl,
herlich, himlisch geh’ es dem guten
Emanuel!
Suchen und grüssen Sie doch Oertel in Leipzig.
Ihnen oder Otto gelassen?
Nein.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_191.html)