Von Jean Paul an Caroline Richter. Berlin, 7. November 1800.

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Brieftext

[ Berlin, 7. Nov. 1800 ]

Du Liebe schmerzlich Bescheidne! Quääle mich nicht länger durch
einen Wahn, der in unserer ersten Umarmung hätte zerrinnen sollen!
Spiel’ ich denn mit dir und mir? Seh ich dich denn gar nicht recht? —
Vertraue mir mehr und dir, und lasse mehr dein Herz ausströmen
als deine Vernunft beleuchten. O Gute! du thust mir weh wenn du
dich nicht glüklich fühlest. Bist du denn etwan nicht ganz offen? —
Abends um 5 Uhr wenn ich von der Fr. v. Berg (bei der ich mit dem
Bruder der Königin esse) [komme,] geh’ ich auf eine Minute zu dir
und beantworte den Rest deiner Briefe. Adio carissima.


unten auf der nur halb gefüllten Seite:
Dein
R.

(Ich mag nicht höher stehen als du in deinem Briefe.)


Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Goethe- u. Schiller-Archiv. 1 S. 4°. J: Denkw. 2,297×. 16,15 denn] aus ganz 16 5] davor gestr. 4 17 der Königin] nachtr.

Karoline spricht in B ihre Furcht aus, Jean Pauls nicht würdig zusein und seine Liebe nicht fesseln zu können; sie bittet ihn, bald mitihrem Vater zu sprechen oder ihm zu schreiben. Zur Datierung vgl.Sander an Böttiger, 8. Nov. 1800 (H: Dresden): „Vorgestern ging ichzu ihm [Richter], um ihn zu einer Suppe einzuladen, da gestern ein alterSchulfreund von mir ... mein Gast seyn sollte. Er war aber schon bei der Frau von Berg versprochen (die den Prinzen von Mecklenburg-Strelitzauf ihn eingeladen hatte); indeß kam er doch um 1 Uhr, und ging dannum 2 Uhr wieder weg.“

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_21.html)