Von Jean Paul an Caroline Richter. Berlin, 8. November 1800.

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Brieftext

[ Berlin, 8. Nov. 1800 ]

Dein Brief ist mir nicht nur der schönste, weil er der längste sondern
auch weil er der herzlichste ist. Nie hat sich ein Mädgen-Herz holder
entschleiert. So bleib es! Aber warum mus wieder ein Dezember
hinter dem Mai einfallen, dein Brief-Ende? — Deinen Vater mus
ich also erst widerlegen. Ich wil mich halb zwischen seine Foderungen
und halb zwischen mein Gefühl theilen. Schlafe wohl, Holde, Liebe,
Edle! — Künftig fang’ ich meine Briefe an, eh ich deine bekomme,
um mehr zu sagen, weil ich die Briefträgerin nicht ennuieren wil.

R.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Goethe- u. Schiller-Archiv. J: Denkw. 2,299×. B: IV. Abt., IV, Nr. 26. A:IV. Abt., IV, Nr. 27.

Karoline versucht in B ihren Mangel an Selbstvertrauen zu erklären undbittet ihn, wenn seinem Gefühl oder Willen oder seinen Grundsätzeneine Erklärung gegen ihren Vater zuwider sei, lieber nicht oder wenigstensseltener zu ihr zu kommen, da der Vater ihr gesagt habe, er könne ihrHerz der Gefahr einer Täuschung nicht aussetzen.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_22.html)