Von Jean Paul an Johann Georg Jacob von Ahlefeldt. Meiningen, 5. Januar 1802.
Brieftext
Lieber Hans! Auf deinen freundlichen Brief hab’ ich dir nur dein
Lob zu antworten. Indes mehr als ich
dich gebeten, solst du in der
Geldsache auch nicht thun. — Die
Gräfin S[chlabrendorff]
nahm
deinen Grus mit wohlwollender Freude auf; und
erwiedert ihn eben
so. Unser alter Bund der Hülfe besteht noch
fest, da sie keine Fehler
zeigt, die man nicht in der 1. Woche
erräth. Nie tadelte ich deine
Trennung — die ich ja halb
machte — sondern nur die Treppe dazu,
die im Verbinden
besteht. Wie steht es jezt in deinem Innern und mit
den
Aussichten deines Herzens und deines Ehrenpfads? —
Mein hiesiges einfaches sich um sich selber spinnendes Leben kanst
du bei dem Archivar desselben, meinem Vater haben; unsere
Reise
nach Bayreuth und Cassel und unser fortblühendes Glük. — Immer
bleib’ ich nicht hier. Redliche, aber keine
genial[ische] Menschen haben
wir. Ich und der Herzog sind uns sehr freundlich und oft nahe,
die
meisten Abende bin ich
[bei] ihm.
Meine Frau grüsset dich mit Liebe. — Was macht und hat
dein
alter Müller? Noch den Prozes. — Ich
grüss’ ihn dankend. Verehr’
ihm in meinem Namen 1 rtl. und zieh’ es meiner Rechnung ab.
—
Frau v.
Vars[t]
lernt’ ich romantisch auf dem Wege nach Bay
reuth kennen, da sie mit mir von
J. P. sprach. Neulich besuchte sie
uns.
Bruder, die Ehe rottet alle Simultan-Liebe mit der Wurzel aus;
man fragt fast gar zu wenig nach neuen Weibern, was wieder zu
deutsch ist. — Das Mspt der guten Klenke macht mir Schwierigkeit.
Sie sol mir nichts schicken. Wie jezt der Parnas bewachsen
ist, steht
doch zuviel Gras um ihre Blumen. Lebe recht wohl, guter
Ahlefeld!
Mögest du die rechte Ruhe einmal finden!
Grüsse die Herz, die Stubenrauch, die andern schönen Mädgen,
und alles was uns sonst liebte und deine Eltern und
deinen Bruder!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_225.html)