Von Jean Paul an Johann Siegfried Wilhelm Mayer. Meiningen, 20. Mai 1802.
Brieftext
Verehrtester Vater! Nur ein Misverständnis, ohne unsere Schuld,
hat Ihren Reiseplan verändert. So gern ich in der Ostermesse —
mit dem Vortheil des kühlern Wetters und vielleicht der
Mes-Retour
fuhren — gereiset wäre: so
gern gab ich diesen Wunsch gegen den
Ihrigen auf, im
Juny zu kommen. Und eben so zufrieden war ich mit
dem neuesten
August-Termin. Sie entscheiden nun, ob er es bleiben
sol. Da
hierüber die Kunstverständigen, nämlich die Wetterpropheten
auch zu konsultieren sind; und da einer der besten, den ich kenne, ver
sichert, daß in Deutschland der August der
helste und beständigste
Monat sei, hingegen entweder der Juny oder July immer schlecht,
weil das
Sommersolstizium über die ganze Erde Regen bringt: so
folg’
ich am liebsten Ihnen, dem Wetterpropheten und dem August,
besonders da meine dreitägige Reise über schlechte Wege
geht.
Unendlich freu’ ich mich auf Ihr Wiedersehen und Wiederhören,
zumal da Ihre Abbreviatur-Briefe nur schönere Einkleidungen
des
pythagor. Schweigens sind. Leben Sie froh!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_274.html)