Von Jean Paul an Christian Otto. Meiningen, 6. September 1802 bis 8. September 1802.
Brieftext
Cito.
Brief-Verstokter! (Denn hindernde Geschäfte sind das was ich oft
bei den Mädgen die Gründe nante, etwas zu unterlassen; die
Gründe
sind wahr, aber sie hätten doch troz
derselben die Sache gethan, wenn
sie sonst gewolt hätten. Zu nichts finden sich leichter Gründe, und
die besten, als nachher zum Wollen.) Die Brief-Bitte von Christoph,
ihn bei Hardenberg zu allerlei
(kumulierte Bitten = kumulierten
Klagen) zu empfehlen, kan ich wegen seines Karakters und
seiner
Orthographie und 100
a[ndern] Dingen nicht einmal
beantworten,
geschweige erfüllen. — Renata (wenn sie ums
Schreiben wuste) gefält
mir, die nie — wie etwan die Liebman — eine unwürdige Bitte an
mich that. — Der Brief heilte mich von meiner Atonie gegen
meinen
Rendanten; und ich schrieb daher sogleich an Schukman. Sage, ob
ich noch einen an Hardenberg nöthig habe, und auch wo dieser jezt
stekt? — Du hast mir eine lange Antwort zu geben. Emanuel bekam
doch das Paquet mit Jacobis
Brief? Anlangend das Bier, sag ihm,
ich würde Anfangs November — wenn
ers nicht früher wil — meinen
Einspänner von hier aus nach
Bayreuth und mit der Bitte um 6,
7 Eimer schicken. — Dies hier ist nur ein
Interlokut Brief an dich
nach dem definitiven
Br[ief]. — Der 4te Titan ist nach Berlin. —
Kosmeli, der mir erst von Lübek schrieb, schrieb das Buch: Reise
ins Paulinerkloster nach Scheerau, worin er mich nicht
nach seiner
ganzen Liebe, aber die Kropf (Minona) nach seinem ganzen Hasse
behandelt. Sage wegen lezterer niemand etwas
davon.
Noch nicht! Gestern solt’ es fortgehen, heute solte etwas von dir
kommen — noch nicht!Den 10. Sept. Eben da ich zuschliesse, bekomme ich von Emanuel Briefe.
Wohin denkst du, Alter? So nistet der
Harpokrates
sich ein bei dir. Die R[egiments]
Quartiermeisterei kan
dir doch die Feder nicht nehmen, da sie dein
Antezessor täglich in 2
hektischen Stunden versah? Bist du
wieder böse? Oder wilst du vorher
mein Buch lesen? —
Sage noch Emanuel, daß der Einspänner ihm auch seine 3
Fässer
zurükbringt. — C. ist gesund,
eifrig, schönblühend und wäscht morgen.
Ganz heiter kan ich doch nicht sein, bis sie über
die Kluft weg ist,
aus der mein Namensvetter aufsteigt. Im
Mai solst du ihn sehen
neben mir. Lebe wohl und schreibe mir Neuigkeiten, auch
von Fride-
rike. Dein Chr[istoph]
hat mir das ganze Hof in den Kopf wieder
gesezt, aber wie einen Nachsommer.
Hier ist das herausgeschnittene Blat Vogel[s], das ich neulich
ver
gessen. Die Briefe sende auf die
Post; den andern mit Oblate an
Schukman,
wenn du ihn nicht zu unehrerbietig findest.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_306.html)