Von Jean Paul an Charlotte von Kalb. Coburg, 29. Mai 1804.

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Brieftext

Kopie, z. T. Konzept
[ Koburg, 29. Mai 1804 ]

[Für Ihre Empfehlung an Mehmel, der sammt seinem schönen
Lichtkreise um sich her eigentlich mein Erlang und meine letzte Reise
freude war, danke ich Ihnen herzlich. —]

Ich wollte, Sie würden so gut errathen als Sie errathen. [Nicht
einmal ein Mann, geschweige ein Weib, ist mir bisher vorgekommen,
das mit solcher Schärfe oft versteckte fremdartige Seelen (noch dazu
aller physiognomischen Beihülfe beraubt) gesehen hätte als Sie. Seit
lange hab’ ich nicht ein so schönes ruhiges Dasein genossen als bei
Ihnen.


Unser ewiger Geistes-Bund, der durchaus keine äußerliche Bande
und Fäden zu seiner Festigkeit hat und braucht, ist durch unser letztes
Beisammensein nicht sowohl fester geknüpft, als mit neuen Farben
für mich geschmückt worden. — Wenn es Glück auf der Erde gibt, so
nehme es den Weg zu Ihrem Herzen.]

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Kalb. — i (nicht nach K): Denkw. 2,90 (im Mai). A: IV. Abt., IV, Nr. 352. 296,9 physionomischen Beihilfe i

Angekommen 6. Juni. Jean Paul hatte Charlotte auf ihrem Landgut —wahrscheinlich Trabelsdorf — besucht. Sie hatte sich in einem Brief an Karoline (Kalb Nr. 92) erkundigt, wie es ihm in Bamberg, Erlangen,Nürnberg ergangen sei; vgl. Nr. 474†.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_470.html)