Von Jean Paul an Charlotte von Kalb. Coburg, 29. Mai 1804.
Brieftext
[Für Ihre Empfehlung an Mehmel, der sammt seinem schönen
Lichtkreise um sich her eigentlich mein Erlang und meine
letzte Reise
freude war, danke ich Ihnen herzlich.
—]
Ich wollte, Sie würden so gut errathen als Sie errathen.
[Nicht
einmal ein Mann, geschweige ein
Weib, ist mir bisher vorgekommen,
das mit solcher Schärfe oft
versteckte fremdartige Seelen (noch dazu
aller physiognomischen
Beihülfe beraubt) gesehen hätte als Sie. Seit
lange hab’ ich
nicht ein so schönes ruhiges Dasein genossen als bei
Ihnen.
Unser ewiger Geistes-Bund, der durchaus keine äußerliche Bande
und Fäden zu seiner Festigkeit hat und braucht, ist durch unser letztes
Beisammensein nicht sowohl fester geknüpft, als mit neuen
Farben
für mich geschmückt worden. — Wenn es Glück auf der
Erde gibt, so
nehme es den Weg zu Ihrem
Herzen.]
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_470.html)