Von Jean Paul an Friedrich Immanuel Niethammer. Bayreuth, 17. Dezember 1812.
Brieftext
Mein Blatt, trefflicher Vertheidiger des Humanismus, ist viel
leicht eben darum eine sehr entbehrliche
Begleitung für das andere
beiliegende, dessen Verfasser so sehr
immer in seinen Lehrrücksichten
für die
Ihrigen gearbeitet. Wahrscheinlich kennen Sie Krausen
früher schon als den Mitarbeiter am Merkur, deutschen
Museum,
Jacobs philosophischen Annalen, als Herausgeber des 2ten und
3ten Bands des Kosmopoliten und als
Schöpfer anderer Werke,
welche Fikenschers „Geschichte des
illustren Christian-Ernestischen
„Collegii“ (4tes St. 1809)
vorzählt.
Ein Mann nun, welcher — noch außer den neuern Sprachen wie
Spanisch, Italienisch, Englisch etc. — die zwei großen Flügel der
Sprachwelt, Griechisch und Lateinisch, und dabei so viel
Statistik
und Hülfwissenschaften und Geschäftübung besitzt und der alle
diese
Kräfte mit so viel Charakter, Festigkeit und
Rechtschaffenheit an
wendet, ein
solcher Mann sollte wol kein politischer Quietist bleiben
müssen.
Sie, verehrter H. Oberschulrath, haben zum Glück den Kreis, die
Kraft, den Willen, um einen solchen Mann wieder staats-mobil zu
machen in dem rechten Wirkkreise. Ich mache aus Liebe für ihn und
den Staat seine Bitte ordentlich zur meinigen.
Verzeihen Sie mir diese gutgemeinte Zudringlichkeit. Krause
weiß nur, daß, nicht was ich schreibe.
Meinen innigsten Herzens Gruß an unsern philosophischen Patri
archen Jacobi! Meine zur Ostermesse
erscheinende „Vorschule“ wird
ihm mehr zusagen als die erste. Leben Sie froh im
Doppel-Winter
der Zeit.
ergebenster
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IX_18.html)