Von Jean Paul an Johann Samuel Völkel. Hof, 27. Mai 1786.
Brieftext
Wider meinen Willen lang’ ich alzeit am Sonabend mit einem
Briefe bei Ihnen an und vermehre an eben dem Tage meine Sünden,
an dem andre sie bereuen. Dazu sind Sie gewis auch heute des
Sündenvergebens so müde geworden, daß Sie sich
schwerlich werden
die Mühe geben wollen, auch noch dem armen
Hasus diesen seinen
Fehler zu erlassen. — Ach lieber H.
Pf[arrer] wie viel gäb’ ich darum,
wenn Ihnen heute Nacht folgendes mit unglaublicher Deutlichkeit
geträumet hätte: „es wäre Sonabend Nachmittags etc. In
diesem
stünde — es wäre als sähen Sie ihn noch vor sich
— Ich stelte darin
aber zu weitläuftig vor, etc.“ Wahrhaftig
Sie würden dan, wenn dieser
Traum zur Wirklichkeit würde und
dieser Brief ankäme, sich über die
ganze Sache wundern, an die
3fache Eintheilung der Träume denken
und mir es vergeben, daß
ich am Sonabend geschrieben.... Dazu ist
dieses
Erdenleben ein so unbegreifliches, phantastisches und dabei
schönes Räthsel, daß ich augenbliklich darüber nachdenken mus, nachdem
ich mich geniest [?]
habe etc.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_172.html)