Von Jean Paul an Johann Samuel Völkel. Hof, 27. Mai 1786.

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Brieftext

[ Hof, 27. Mai 1786. Sonnabend ]

Wider meinen Willen lang’ ich alzeit am Sonabend mit einem
Briefe bei Ihnen an und vermehre an eben dem Tage meine Sünden,
an dem andre sie bereuen. Dazu sind Sie gewis auch heute des
Sündenvergebens so müde geworden, daß Sie sich schwerlich werden
die Mühe geben wollen, auch noch dem armen Hasus diesen seinen
Fehler zu erlassen. — Ach lieber H. Pf[arrer] wie viel gäb’ ich darum,
wenn Ihnen heute Nacht folgendes mit unglaublicher Deutlichkeit
geträumet hätte: „es wäre Sonabend Nachmittags etc. In diesem
stünde — es wäre als sähen Sie ihn noch vor sich — Ich stelte darin
aber zu weitläuftig vor, etc.“ Wahrhaftig Sie würden dan, wenn dieser
Traum zur Wirklichkeit würde und dieser Brief ankäme, sich über die
ganze Sache wundern, an die 3fache Eintheilung der Träume denken
und mir es vergeben, daß ich am Sonabend geschrieben.... Dazu ist
dieses Erdenleben ein so unbegreifliches, phantastisches und dabei
schönes Räthsel, daß ich augenbliklich darüber nachdenken mus, nachdem
ich mich geniest [?] habe etc.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: An Pf[arrer] Völkel den 28 [!] Mai. 211,13 Sonabend] aus Sontag 23 dies. Briefe 27 nachdem] aus eh Auf einem losen Blatt im Nachlaß (Fasz. 13c) findet sich folgender wohl hierher gehöriger Anfang:

Hof den Mai 86.
Hochedelgeborner, Insonders Hochzuehrender Herr,

Der Himmel weis es, wie viel ich darum gäbe, wenn Ihnen in der vorigen Nacht

Das Datum wurde nach dem Wochentag berichtigt; vgl. zu Nr. 141. 211, 20 Ergänze: Sie erhielten einen Brief von mir.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_172.html)