Von Jean Paul an Carl Johann Albrecht Meyer (Maier). Hof, 28. Mai 1786.
Brieftext
Viele Nachtwandler verstanden sich blos aufs Klettern; aber
einige waren auch mit der Seele thätig und machten zum Erstaunen
aller Wachenden Predigten etc. Wahrhaftig ich und Sie müssen
dar
über erstaunen, daß ich heute zu
früh, da ich aufstand, einen Zettel von
meiner Hand geschrieben
antraf, den ich im Schlaf gemacht und den
ich Ihnen hier
abkopiere: „Lieber Dechant Schwift! du kamst mit dem
H. [Maier] alhier
angefahren; aber begehre doch von ihm veniam
exeundi und besuche mich. Ach, lieber Schwift, wie wünscht’ ich dich zu
sehen, da ich dich so lange nicht gesehen! Vor einem
Jahre beschmuzte
ich dich freilich beinahe so sehr wie du die
Menschen durch deine
Satiren; aber heuer wil ich dir mit der
Reinlichkeit eines Engländers
begegnen und was kan ich mehr thun als daß ich Willens bin,
dich wie
sonst die Damen das Abendmal, mit Handschuhen
anzufassen? Gehe
ihn wie gesagt darum an.“ Es komt
aber sicher davon her, weil [ich]
den ganzen Tag an nichts denke als an den Swift: im Traum geht
es
mir hernach vor.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_173.html)