Von Jean Paul an Frau Ruß (Rust). Hof, vor dem 25. Juli 1786.

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Brieftext

[ Hof, vor 25. Juli 1786 ]

Hoch Edelgebohrne,
liebwertheste Frau Baase,

Sollten sich Dieselben nicht mehr an die älteste Kuhnin des Tuch
macher Kuhns erinnern, von der Sie so eine gute Freundin waren?
Ich bin es und gedenke immer mit Vergnügen an die Zeit, wo wir so
gute Freunde zusammen waren. Aber seit der Zeit hat sich viel geändert;
mein Mann ist mir gestorben und meine Eltern, ich habe fünf Kinder
zu erziehen, mußte einen Prozeß führen, auf einem schlechten Dienst
lange seyn und bin iezt in Hof, wo alles so theuer und wo meine alten
Bekanten meistens gestorben sind. Die Ursache, warum ich Dieselben
mit diesem Brief beschwere, ist, ich muß am Montage ausziehen und
habe da so viele Ausgaben, daß ich Dieselben recht gehorsamst bitte, ob
Sie nicht die Güte haben und mir mit der nächsten Post nur auf
4 Wochen 10 oder 15 fl. schicken wollten, die ich Ihnen mit dem grösten
Danke zurükgeben würde. Dieselben waren sonst alzeit so gütig und
liebreich gegen mich, daß Sie mir hoffentlich in meiner Bedrängnis
diese Bitte nicht abschlagen.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K (Konzept, durchstr.): SBB, Nachlass Jean Paul, Fasz. 12b, auf der letzten Seite eines Quarthefts mit der Aufschrift „Laune“. 217, 26 schicken] aus schikken

Frau Ruß war eine geb. Haas aus Wunsiedel.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_179.html)