Von Jean Paul an Erhard Friedrich Vogel. Hof, 18. Dezember 1786.

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Brieftext

Hochehrwürdiger und Hochgelehrter Herr,
Hochgeehrtester Herr Pfarrer,

Sie solten mich aus allen Kräften prügeln. Denn ich werfe mich
Ihnen zu einer Zeit, wo die Geistlichen ihre 12 herkulischen Arbeiten
abthun, heute mit einem Briefe und morgen oder übermorgen mit
meinem eignen Körper in den Weg. Ich solte an so etwas gar nicht
denken.


Allein an Ihre Bücher hätt’ ich eher denken sollen, von denen hier
nur ein Paar einlaufen, bis ich Ihnen selber mehrere bringe. Gleich
wol möcht’ ich Sie um ein Paar Bändgen von Wielands Gedichten
angehen.

Und um einen Brief von Ihnen. Wenn dan iemand in meiner
Gegenwart es als etwas besonderes anmerken wil, daß die h. Drei
einigkeit an den h. Dominikus vom Himmel aus, und Galen an den
Parazelsus von der Hölle aus, wirklich Briefe abgelassen: so kan ich
meine Hände zusammenschlagen und ausrufen: was wil das sagen, hat
ia sogar am 18 Dezember — so wunderbar es auch klingt — einen
wirklichen Brief vom H. Pfarrer in Rehau erhalten


Ihr gehorsamster Diener Hof den 18 Dez. 86
J. P. F. Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Brit. Museum. 1 ¼ S. 4°. K: Den 18 Dez. An Vogel. J 1: Wahrheit 4,78. J 2: Nachlaß 3,258. A: IV. Abt., I, Nr. 64. 222,14 heute] aus hier H 22 besonderes] aus besonders H

222,19 Wieland, „Auserlesene Gedichte“, Jena u. Leipzig 1784—87, 7 Bände 12°. 22f. Vgl. I. Abt., V, 406,34f.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_188.html)