Von Jean Paul an Beata Auguste Antonie Schäffer. Schwarzenbach a. d. Saale, 8. August 1790.
Brieftext
Ich erscheine so bücherarm vor Ihnen, daß ich besser gar nicht
erschiene: denn durch das beiliegende Geschriebne werd’ ich das
Gedrukte
weniger ersezen als erst unentbehrlich machen. Meine
Absicht war
aber auch nur, mir selbst einen Gefallen zu thun
und an Sie einen Brief
zu schreiben, damit ich pralen und sagen
könte, ich habe an das vor
treflichste
Frauenzimmer, das ich in meinem närrischen blos tockierten
Leben gesehen, einen kurzen Brief geschrieben, in dem ich
wenigstens
mit todten Worten etc.
Das schönste Schiksal dieser Aufsäze wäre, bei Ihnen zu bleiben; das
schlimste wäre, wenns ihnen mislänge, das Herz und die
Empfindung
eines armen Satirenmachers zu rechtfertigen und zu
beweisen, daß ich
nicht unwerth war, einen Freund zu
haben und dessen Freundin zu
kennen. — Mögen Ihre Tage so schön sein wie Sie — Ihr Schiksal
so sanft wie Ihr Karakter — Ihre Freunde so gut wie Ihr
voraus
gegangner — Ihr Leben so lang bis Sie sich
d. h. Ihr Kind beglücket
haben — und möge Ihr Geist nach einem langen Tage, dem er
Stralen
gab, sanft durch eine stille Abendröthe
hindurch in den Himmel
sinken.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_333.html)