Von Jean Paul an Dorothea Friederike Wirth. Schwarzenbach a. d. Saale, 27. Oktober 1790.

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Brieftext

[ Schwarzenbach, 27. Okt. 1790. Mittwoch ]

Weder das Intelligenzblat noch sein Publikum wäre eine Minute
oder Seite werth, die man nüzlicheren Dingen abbräche: wenn Sie
es nicht so wolten und wenn nicht der Gelegenheiten, Ihnen meinen
Gehorsam zu zeigen, so wenige wären, daß ich nach der kleinsten
begierig sein [mus]... Sie lassen nur den grössern Brief abdrucken und
von einer iener beiden schönen Hände abschreiben, die öfter sich ein
ander als eine Feder halten.


Ich wünschte, daß sie wieder aufsein, essen und singen kan: denn am
[Donnerstag] komm’ ich schon wieder gelaufen, um da zu essen — vom
Quée [!] meines Stoks von einem Haus ins andre gestossen zu
werden — zu geniessen Bier sowol wie Gesichter — zu hören Arien
sowol wie Verläumdungen — zu spielen — zu misfallen — und
mündlich die oft geschriebne Versicherung zu wiederholen etc.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: An sie wieder 27 Okt. 1790.

Die Postmeisterin hatte von Richter eine Entgegnung auf einen im Höfer Intelligenzblatt vom 14. Okt. 1790 erschienenen rohen Artikel über weibliche Modetorheiten verlangt. Richters Gegenartikel (II. Abt., III, 321—323), der nicht zum Abdruck gelangte, war in Briefform eingekleidet; er macht hier also denselben Scherz wie 197, 7f. Das Abschreiben sollte wohl eine der Töchter besorgen. 310, 5f. sie wohl = Renate; Donnerstag wurde ergänzt nach der Notiz in Richters damaligem Tagebuch vom 28. Okt. 1790: „In Hof … Vorm Essen besonders lustig, gut mit Renata...“ 7 Quée = Billardqueue (so immer bei Jean Paul).

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_344.html)