Von Jean Paul an Friederike Otto. Schwarzenbach a. d. Saale, 9. Mai 1792.
Brieftext
Sie hätten vor 2 Stunden den Jean Paul und seine Freude über
alles sehen sollen, über Ihren Brief, über Ihre Bitte, über
die
Person, die sie that, über die, für die sie geschah — Ja
traute Sturmin,
sobald ich den Brief geendet, fang’ ich deine Hochzeitprose an,
werden
sols was. Es sol die
gefütt[erte] Thüre eingeschnapt werden,
der
Kaffee siedet schon, ich auch und bin schon im
Feuer, das ich schüren
wil! Du himlische Sturmin, jezt ins
Hochzeitbet hinein kan ich dirs
schon sagen, daß ich in dich
verliebt war — ich wolte, du köntest dich
verehelichen ohne
einen Bräutigam — ich wünsche dir alles, ausser
diesen nicht,
deiner Ehe alles Schöne — ihre Länge ausgenommen.
Ausser Ihrem Briefe konten Sie mir nichts angenehmers schreiben
als die Bitte darin. Da mich der Böse einmal dazu ausersehen hat,
daß ich stat der Hochzeit Hochzeitgedichte mache: so ersezt
wenigstens
die Schönheit des Gegenstandes die Entbehrung
desselben. Ich habe
das Hochzeitkarmen in Prose gefertigt,
wenn es nicht ganz unwerth
sein solte, vor 4 schöne
Augen zu kommen, wovon ich 2 noch nicht
gesehen habe. Es ist
schwerer für eine Dichterin Dichter als Liebhaber
zu werden.
Prük[ner] vereinigt beides und erwischt
eben so leicht einen
Reim als eine Frau, und noch leichter
e[ine]
Liebhab[erin] … Apropos
ich begreife den fliegenden Sprung nicht, den Sie von Hof nach
Ws.
machen, und wenn ich ihn begriffe, so würd’ ichs nicht
sagen. Ihrer
3 schreibenden Finger wegen verzeih’ ich Ihnen
alles, weswegen ich
Ihnen den kleinen drücke.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_386.html)