Von Jean Paul an Johann Georg Herold. Schwarzenbach a. d. Saale, 5. März 1793.
Brieftext
Ich als eine bleiche Mumie, die sich täglich abbröckelt, kan von
nichts anderm als von Mumien Vater werden. Ich wünsche, daß Sie
wenigstens den kleineren Mumien eine Stelle in Ihrem Zimmer
geben,
in die ich sie mit soviel Vergnügen führe als
ich sie machte. Wenn sie
gleich nicht so alt werden wie mein
Schachantipode: so werden sie doch
nicht so jung sterben wie
ihr Verfasser. — Es ist für einen, der soviel
Freuden
zusammenjagt wie ich, niederschlagend, daß er denen, die sie
ihm reichen wie Sie, nichts geben kan als was jeder Buchhändler
giebt — ein Buch. Das einzige Agio,
das ich diesem Scherflein beifüge,
ist das Geständnis, daß mein Herz nicht so leer ist wie meine
Hände und
daß ich die Freundschaft, die ich nicht belohnen
kan, wenigstens zu er
wiedern suche. Ihnen
und mir wünsch’ ich auf dieser mit Staub und
Koth
abwechselnden Kugel die Sonnenblicke des Schiksals, die uns mit
Noth warm halten und die wir mit einem durchfrornen Dezember
bezahlen. Mir ist immer als wenn ich etwas vergessen hätte.
Darunter
gehört aber nicht die Versicherung etc.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_414.html)