Von Jean Paul an Renate Wirth. Hof, 9. März 1793.
Brieftext
Mademoiselle,
Da ich selbst eine dürre todte Mumie bin: so müssen auch meine
Kinder Mumien sein. Ich wünsche, daß Sie in der Geselschaft
derer,
die ich Ihnen hier sende, keine Langeweile sondern wenigstens
die
Hälfte des Vergnügens finden, das ich in Ihrer Geselschaft
alzeit
genos. Nach 20 Jahren werd’ ich Sie bitten, mir
mein Buch wieder
zu zeigen und mir an dem hineingelegten
Seidenflekgen zu weisen, wie
weit Sie darin schon gelesen
haben.
Da ich Ihnen so viel zum Lesen übergebe: so wil ichs nicht durch den
Brief vermehren; da ichs Ihnen ohnehin — nach einigen Minuten
mündlich noch weitläuftiger sagen werde, daß ich die
Ehre habe, mit
wahrer Hochachtung zu sein
gehorsamer Diener und Freund
F. Richter
N. S. Meine gehorsame Empfehlung an Ihre Eltern.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_415.html)