Von Jean Paul an Renate Wirth. Hof, 9. März 1793.

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Brieftext

Hof d. 9 März 1793 [Sonnabend].

Mademoiselle,

Da ich selbst eine dürre todte Mumie bin: so müssen auch meine
Kinder Mumien sein. Ich wünsche, daß Sie in der Geselschaft derer,
die ich Ihnen hier sende, keine Langeweile sondern wenigstens die
Hälfte des Vergnügens finden, das ich in Ihrer Geselschaft alzeit
genos. Nach 20 Jahren werd’ ich Sie bitten, mir mein Buch wieder
zu zeigen und mir an dem hineingelegten Seidenflekgen zu weisen, wie
weit Sie darin schon gelesen haben.


Da ich Ihnen so viel zum Lesen übergebe: so wil ichs nicht durch den
Brief vermehren; da ichs Ihnen ohnehin — nach einigen Minuten
mündlich noch weitläuftiger sagen werde, daß ich die Ehre habe, mit
wahrer Hochachtung zu sein


Ihr
gehorsamer Diener und Freund
F. Richter

N. S. Meine gehorsame Empfehlung an Ihre Eltern.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: ehem. Frau Kommerzienrat Schiedmayer, Stuttgart. 2 S. 4°; Adresse: Demoiselle Renata Wirth in Hof. K: Renata 2 [!] März. 93. J: Täglichsbeck S. 38. 373,27 Seidenstreif K 29 Ihnen] danach gestr. ohnehin H 30 nach] aus in H

Vgl. Tagebuch, 3. März 1793: „wieder ausgesöhnt mit Ren.“ Der 9. März war ihr Geburtstag.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_415.html)