Von Jean Paul an Friederike Otto. Neustadt an der Aisch, 8. Juli 1793.

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Brieftext

[ Neustadt a. d. Aisch, 8. (?) Juli 1793 ]

Dinte so gelb wie mein Gesicht, aber nicht so schwarz wie meine
Hand — Freudenblumen gehen uns bis an den Bart — Unsre schönen
Tage werden von 2 Pferden zerrissen und unsre Kutsche ist der
Leichenwagen eines kurzen Frühlings. Wir wurden von einer mensch
lichen Nachtigallin fast zersungen. — Rezept zu einem schönen Abend:
R. d. h. nim einige Schok Frösche und thue sie in einen Teich und lasse
sie quaken — thue einige 20 Personen in den Garten, streue als bunten
Streuzucker eine Handvol Johanniswürmgen — decke es mit dem
grossen blauen Himmel zu und lasse es wol sieden und kochen und sieh
um 12 Uhr darnach: so wirst du einen herlichen Abend haben, der
kurz vor dem Schlafengehen genommen, dich sehr stärkt und die Träume
befödert. — Das Land mit seinen Bäumen hinter der Abendsonne
sieht wie ein Damenhut vol Blumen hinter einem Kronleuchter. —

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K (nach Nr. 436): An Ottoin d. 5[!] Jul. aus Neustadt. i: Nachlaß 4,238.

Datiert nach Nr. 435. 391, 1—8 Vgl. das „Kochbuchrezept“ I. Abt., III, 375,32ff. 8f. Vgl. 392, 31f.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_434.html)