Von Jean Paul an Emanuel Osmund. Bayreuth, 13. Februar 1821.
Brieftext
Mein guter Emanuel! Wie gern wär’ ich gestern an Ihre
leidende
Brust geeilt, wenn ich es bei meiner
Unkenntnis Ihrer Besuche und
Gebräuche hätte wagen dürfen!
Wohl der befreieten Seele, die sich
nicht ein ganzes langes Leben hindurch in der verbaueten
Hütte mit
menschlichem Bewußtsein hatte martern müssen! —
Jetzo hatte sie nur
thierisches und litt nur wie im Schlafe;
und die Eltern erlitten in Einer
Minute des wachen Zusehens
mehr als das gute Kind. — Einen Trost
haben Sie, das
arme Wesen hat von dieser dürftigen kalten Erde doch
Ein Gut
mitgenommen, die Unsterblichkeit; und in der ist Zeit genug
für
alles Beglücken. — Gott helfe Ihnen und auch mir über
den Todten
monat — wie die Alten den
Februar richtig hießen — hinüber. Gott
tröste Sie; und Sie die Mutter!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_144.html)