Von Jean Paul an Ludwig Rellstab. Bayreuth, 11. Juni 1821.

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Brieftext

Baireut d. 11 Jun. 1821
(Abgegangen den 20.)

Schon im Jenner fing ich ein Blättchen an Sie an, und jetzo erst
schick’ ich eines. Nach den 999 Entschuldigungen meines Aufschubs ist die
1000te die beste, daß ich erst Ende Maies durch meine Wetterprophe
zeiungen mich beredet habe, zu Hause zu bleiben — wenigstens bis Ende
Augusts. Sie können also, freundlichster Leser und Briefsteller, mich
finden, sobald Sie wollen. Aber um meine Erlaubnis hätten Sie in
Ihrem Briefe nicht erst fragen sollen, mir eine Freude zu machen durch
Ihre Erscheinung, da Sie zugleich lieben und dichten. — Aus Ihren mit
gesandten Dichtproben erinnere ich mich indeß, da ich sie schon im
vorigen Jahre gelesen, nichts als daß mir die, welche dem so schönen
„Blüchers Gedächtnis“ ähnlich waren, am meisten gefallen.

Verzeihen Sie nur einem, der als Vielschreiber von Büchern auch
ein Vielschreiber von Briefen sein muß, das Verspäten der Antwort,
zumal da dieses doch besser ist als mein häufiges Unterlassen derselben.


Mit Liebe
Ihr ergebenster
Jean Paul Fr. Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 8. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1955.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Kat. 90 Ernst Hauswedell (Nov. 1959) (für die Textkonstitution nicht berücksichtigt). Unter dem Brief von Rellstab „ave sacta anima“. K: Rellstab in Berlin. Lieuten. der Garde Artill. 5te Fußcompagnie d.11 Jun. Schon vorher nach Nr. 139 die Überschrift: Rellstab in Berlin.* J: L. Rellstab, Aus meinem Leben (1861), 2. Bd., S. 29 (irrig 1822 dat.). A: IV. Abt., VIII, Nr. 121. 119,14 Nach] aus Unter K 21 Sie J 26 desselben J

Erst mit Nr. 187 abgegangen. Die Vossische Buchhandlung schreibtim Br. an J. P. IV. Abt., VIII, Nr. 120, Rellstab habe die militärische Laufbahn verlassenund halte sich jetzt in Frankfurt a. d. O. auf; der Brief sei seiner in Berlinwohnenden Schwester eingehändigt worden. — Ludwig Rellstab (1799—1860), der bekannte Berliner Musikschriftsteller und Dichter,hatte seinen (später von B. Klein komponierten) Operntext „Dido“ sowieeine Anzahl Gedichte gesandt mit der Bitte um ein Urteil darüber undum die Erlaubnis, J. P. im Laufe des Sommers in Bayreuth zu besuchen. 119, 23Blüchers Gedächtnis“: s. Rellstabs „Gedichte“, 1. Bändchen,Berlin 1827, S. 30.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_185.html)