Von Jean Paul an Ludwig Rellstab. Bayreuth, 11. Juni 1821.
Brieftext
(Abgegangen den 20.)
Schon im Jenner fing ich ein Blättchen an Sie an, und jetzo erst
schick’ ich eines. Nach den 999 Entschuldigungen meines
Aufschubs ist die
1000te die
beste, daß ich erst Ende Maies durch meine Wetterprophe
zeiungen mich beredet habe, zu Hause zu
bleiben — wenigstens bis Ende
Augusts. Sie können also,
freundlichster Leser und Briefsteller, mich
finden, sobald
Sie wollen. Aber um meine Erlaubnis hätten Sie in
Ihrem
Briefe nicht erst fragen sollen, mir eine Freude zu machen durch
Ihre Erscheinung, da Sie zugleich lieben und dichten. — Aus
Ihren mit
gesandten Dichtproben
erinnere ich mich indeß, da ich sie schon im
vorigen Jahre
gelesen, nichts als daß mir die, welche dem so schönen
„Blüchers Gedächtnis“ ähnlich waren, am meisten gefallen.
Verzeihen Sie nur einem, der als Vielschreiber von Büchern auch
ein Vielschreiber von Briefen sein muß, das Verspäten der
Antwort,
zumal da dieses doch besser ist als mein
häufiges Unterlassen derselben.
Ihr ergebenster
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_185.html)