Von Jean Paul an Georg Andreas Reimer. Bayreuth, 27. Juni 1821.

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Brieftext

Baireut d. 27ten Jun. 1821

Ihr Briefchen hat mir, wie gewöhnlich, Freude gebracht. Nicht das
Wetter allein, auch der Wunsch, die neuen Ausgaben zu liefern, ver
schob meine Sommerreise zu einer Herb[st]reise. — Hier ist der erste
Theil der Mumien. Der zweite wird entschieden während des Abdrucks
des ersten fertig, da die größere Menge ernster Stellen weniger Nach
hülfe bedarf. —


Die zweite Vorrede kommt vor der ersten. — In Ihren Wunsch,
die Seite zur Wohlfeilheit um 2 Zeilen zu vergrößern, willige ich gern;
nur aber müßte die mir unerträgliche Enge zwischen den Zeilen ver
mieden werden. Aber könnte man denn nicht die Zeilen lieber etwas
verlängern als vermehren? Indeß will ich mich hier ganz auf Ihre
Liebe für mich und meine kleinen Wünsche verlassen.


Die Verlagbedingungen sind:


  • 1) Drei Louisd’or in Gold für den DruckbogenDer liebe Matzdorf machte sich es leichter und gab für sämmtliche 54 Druck
    bogen 100 Dukaten.

  • 2) Vierzig Ld’or nach Empfange dieses ersten Theils, die Sie wie
    bisher in Anweisungen auf Frankfurt, Leipzig etc. geben können —
    Den Rest nach dem Abdruck dieses Theils —

  • 3) Der Abdruck desselben zur Michaelis-Messe 1821 —

  • 4) Über die Zeit-Berichtigungen des Honorars für den 2ten Band
    das Nähere bei dessen Einsendung —

  • 5) 1500 Exemplare die Auflage stark —

  • 6) Zehn Freiexemplare auf Schreib- und 2 auf Velin-Papier
    erbitte ich —

  • 7) Nun wird die mir langweiligste Seite des Briefs aus sein.

  • Das Drängen der Eile zwingt mich zum Abbrechen. — Sind Sie
    einmal in keiner: so ersuch’ ich Sie, mir einige entweder sehr scharfe oder
    sehr milde Urtheile über den Kometen mitzutheilen; und Ihres zuerst.

    So leben Sie denn wohl und bleiben Sie mir, was Sie mir sind.


    Ihr
    Jean Paul Fr. Richter

    N.S. Ist es Ihnen sonst nicht unbequem, so möcht’ ich Sie wol
    bitten, im Vorbeigehen H. Carl Sprengel, Erzieher des Grafen Redern,
    unter den Linden No. 1, zu sagen, daß ich einen (von so vielen Brief
    und Buchgeschäften) aufgeschobnen Dankbrief an ihn hier einschließen
    wollte — und doch wieder aufschieben mußte.

    Textgrundlage

    Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 8. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1955.

    Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

    H: zuletzt Kat. 10 Bassenge, Gerda (November 1967), T II, Nr. 3607; ehem. Kat. 60 Liepmannssohn (1930), Nr. 591. 3 S. 8°. K (vonOdiliens Hand): An Buchhändler Reimer. B: IV. Abt., VIII, Nr. 105. A: IV. Abt., VIII, Nr. 117. 122,8 Herbreise] so auch K! 20 nach] aus bei H 24 Zeit-] nachtr. H 123,2 entweder] aus besonders H 2.3 sehr] nachtr. H 9 von so vielen] aus durch so viele H

    Reimer hatte aus Leipzig das gewünschte Exemplar der UnsichtbarenLoge geschickt und um baldige Durchsicht gebeten, damit wenigstensder 1. Teil früh genug fertig werde, um das Buch nicht fehlen zu lassen.Um den Preis nicht erhöhen zu müssen, wünschte er die Seite um 2 Zeilenzu verlängern. 122, 12 Die zweite Vorrede wurde doch hinter die erstegesetzt. 30f. Bei diesem Vorwurf gegen Matzdorff vergißt J. P., daß erdamals noch ganz unbekannt, der Verlag also mit großem Risiko verbundenwar. 123, 8 Sprengel: wohl der Verf. der „Nachrichten über Hofwylin Briefen“ (1819); vgl. Neuer Nekrolog 18,1349.

    How to cite

    Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_192.html)