Von Jean Paul an Joseph Max. Bayreuth, 6. Oktober 1822.
Brieftext
Ihre freundlichen Briefe hab’ ich alle erhalten; und ich eile hier,
um zwei Nein und Ein Ja zu sagen. Sind die Flegeljahre
wirklich ver
griffen, so ist es meine Pflicht, sie
dem guten Cotta zu lassen, zumal da
er in den ersten Jahren an ihnen blos verloren, bis
sich das Publikum
besser besann. — Zur Herausgabe meiner
Gesammtwerke erboten sich
zwar schon einige Ihrer Kollegen; aber ich werde damit noch
sehr
zögern, weil ich mein Bischen Leben lieber neuen
Werken, deren ich noch
so viele zu geben habe, widmen will,
als daß ich so viel Zeit auf Brief
wechsel, auf Anordnen und Durchsehen der alten verwenden sollte,
zumal da manche, wie die unsichtbare Loge und die
biographischen
Belustigungen, wenigstens einen Schluß erhalten müßten. Die
Flegel
jahre — vergaß ich oben zu sagen —
können noch dazu nur von zwei
oder drei Bändchen richtig
vollendet werden.
In meinen Jahren ist mir mehr am geistigen Genuß meines Schaffens
als an irgend einem körperlichen gelegen, den ich meinen
Erben über
lassen kann. Außerdem hab’
ich schon vor Jahren meinem immer
loyalen Cotta geschrieben,
daß er einmal der Verleger meiner Gesammt
werke werden könne. Ob er gleich darauf
geschwiegen: so könnt’ ich doch
mit keinem andern
kontrahieren, ohne ihm vorher sein deutliches Nein
abgefragt
zu haben. Indeß all dieß nimmt doch nicht die Möglichkeit,
nach Jahren mit einem so freundlich gesinnten Manne wie Sie mich zur
Herausgabe der Gesammtwerke zu verbinden.
Nun zu unserm Katzenberger! Anfangs des Novembers ist
der
erste Band in Ihren Händen. Fast auf jeder Seite
wird verbessert.
Außerdem kommen noch 32 oder mehr Seiten
ganz neuer historischer
Einschaltungen und verbesserter
Szenen etc. zum ersten Bande; etwas
weniger vielleicht zum
zweiten. Also darf auf dem Titel stehen: sehr
vermehrte und
verbesserte Auflage; und hier kann ich freilich den
Käufern der alten nicht helfen, sondern nur denen der neuen, deren
nach 3 oder 4 Jahren des Vergriffenseins schon genug da sein
werden.
Die Verlagbedingungen sind diese:
Bandes 50 (portofrei bis Hof) zu senden — 30 bei Empfange des
zweiten — und den Rest nach dem Abdrucke des Ganzen.
Velinpapier.
Levana wünschte — bitt’ ich Sie mir nächstens zum Wählen einige
Probeblätter Ihrer Druckerei zu senden.
wünschen: so schreiben Sie mir es, damit ich es darnach eintheile, ob
ich gleich die alte Form für die bessere halte.
Steffens!
Ihr etc.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_336.html)