Von Jean Paul an Therese von Welden. Bayreuth, 12. Oktober 1822.

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Brieftext

An einem der schönsten Namenstage will ich Ihnen, verehrte heitere
Therese, für Vorgestern danken. Sie gaben mir lebendige Blumen, und
diese passen für einen alten Blumenstab — ich aber send’ Ihnen hier nur
leblose seidne; denn die lebende Blüte kann sich schon mit diesen behelfen.
Nach den Orangeblüten sind mir die Mai- oder Wonnemondblumen
die liebsten, und daher bringt Ihnen meine Emma diese, obgleich an
Ihnen auch jede andere Blume eine Mai-Blume ist. So hab’ ich
überhaupt Ihnen allen für botanische Geschenke zu danken; Ihren
gütigen jüngern Schwestern für Beeren; und Ihrer herrlichen Mutter,
welche gern Geister sammelt, [für] die gestrige Sammlung von Thee
stauden-, Zitronbaum-, Zuckerrohr- und Reis-Geistern, was man auf
Englisch Punsch nennt. Ja, damit gar nichts zu einem Garten fehle,
so singt noch — wie vorgestern — im Nebenzimmer die Nachtigall.

Verzeihen Sie meine Blümchen und meine Worte!


Baireut d. 12. Okt. 1822
Jean Paul

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 8. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1955.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: ehem. Ernst Vincent, Jena. 2 S. 8º. K: Therese Welden 12 Okt. J: Euphorion 29. Bd. (1928), S. 405. 204,13 daher] darum K 16 gütigen] lieben K 17 welche] die K die gestrige] gestern für eine K 18f. auf Englisch] englisch K

Vgl. Nr. 332. Namenstag: Maximilian.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_339.html)