Von Jean Paul an Johann Adam Walther. Bayreuth, 7. November 1822.
Brieftext
Hier send’ ich Ihnen den trefflichen Puchelt, der mich über
meine Übel,
die ich zu wenig in den Venen und zu viel in den Nerven
gesucht, sehr
aufgekläret hat. Dafür vergißt er
wieder zuweilen die Nerven. Sie
werden sich schon über den
originell-bescheiden[en] Gang seiner
Unter
suchung und noch mehr über die
erreichten Ziele derselben erfreuen und
über das schöne
Zusammentreffen mit Ihren Grundsätzen. Aber wie
gewöhnlich
wird Ein Theil des Organismus zur allein seelig und krank
machenden Kirche gemacht; so bei ihm die
Venen — bei Tissot die
Nerven — bei Kreysig wahrscheinlich das Herz, (um den ich Sie
recht sehr bitte) — bei dem berühmten Monographen
der Phtisis
sind die Lungenflügel so die Saturnflügel des Lebens. Indeß
ist bei der
Untheilbarkeit des Organismus alles kaum ein Irrthum und
alle
Wege endigen in Einem Ziele. — Ich freue mich
darauf, Sie nach dem
Lesen des Werks darüber zu hören.
ergebenster
J. P. F. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_347.html)