Von Jean Paul an Carl August Böttiger. Bayreuth, 1. Februar 1823.
Brieftext
Sie haben mir, verehrtester Herr Hofrath, durch Ihr schönes Blatt
— ob es mich gleich weniger getroffen als das angepriesene —
eine
desto größere Freude gemacht, da es mir in Baireut
manches ersetzte,
was ich in Dresden entbehren mußte. — An Ihrem Augenunglück
hab’
ich dort mitten unter Freuden den schmerzlichsten Antheil
genommen,
so wie jetzo einen desto freudigern an dem
Zerrinnen dieser schwärzesten
Wolke für einen Mann, der sich
durch kein Hören das Lesen ersetzen
kann, da er, als
der Einzige in der Gelehrtengeschichte, zwischen der
ältesten und der neuesten Welt hin und her fliegen muß, um
die müh
samsten Ernten, aus beiden
zugleich, zu holen und zu geben.
In Dresden hab’ ich so viele zu grüßen; aber ich nenne nur die Ihnen
benachbar[t]sten:
Ammon, den mir so hülfreichen — Schütz, den
menschenfreundlichen mit seinem Freunde Raden — Grafen Löwen
stern — und ohnehin die
Ihrigen. — Leben Sie froh.
Jean Paul Fr. Richter
N.S. Ich sehe, Nachschriften sind sogar den Männern nöthig. Ich
habe meine herrliche Elisa v. d. Recke zu grüßen
vergessen, die mir Gott
erhalte zum Wiedersehen; und dann hätt’ ich auch früher
an Ihr über
aus niedliches und naives
Sylvestergedicht denken sollen.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_357.html)