Von Jean Paul an Joseph Max. Bayreuth, 15. Mai 1823.
Brieftext
Vorgestern erhielt ich Ihre beiden Sendungen zugleich. Meinen
Dank dafür, aber noch mehr für die reiche Ausstattung
meiner Kinder
chen. So hat unter allen
meinen Helden gerade der Grobian Katzen
berger das feinste Äußerliche erhalten durch Ihre
geschmackvolle
Güte; so wie leider der arme Armenadvokat
Siebenkäs aussieht wie
sein Amt. Meinen Gesammtwerken soll der Doktor kosmetischer
Flügel
mann werden.
Jetzo arbeit’ ich an dem seit Jahren Cotta versprochenen
Werkchen
über die Fortdauer des Ich, und Gott weiß, wann ich
es — zumal bei
der Unterbrechung durch die Reise-Ferien — zu
Ende bringe; 1823
gewiß nicht. Himmel! wie leicht ich sonst
vollendete; das Kampanerthal
z. B. in 6 Wochen; den Hesperus in 7 Vierteljahren, denen
noch dazu
täglich ein Hofmeisteramt für 10 erwachsene Kinder 8 Stunden
abriß!
— Jetzo, wo ich nur noch Vormittags ausarbeite,
brauch’ ich statt
voriger Wochen Monate; und mein Alter mehrt
nur meine Schreib
fülle, nicht
Schreibkraft. — Und doch sehn’ ich mich nach nichts so sehr
als einem so vortrefflichen Verleger wie Sie, der mein erster
hätte
sein sollen, etwas ganz Neues zu geben. Für dieses
Jahr es schon zu
thun, kann ich Ihnen nicht versprechen; aber
ich verspreche Ihnen,
keinem andern etwas zu versprechen.
Es geh’ Ihnen recht wohl! Mit Liebe und Hochachtung etc.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_376.html)