Von Jean Paul an Julius Eduard Hitzig. Bayreuth, 20. Mai 1823.
Brieftext
An keinem Tage konnte mir Ihr so lange gewünschtes Buch erfreu
licher zukommen als gestern, am zweiten
Pfingsttage, weil ich dadurch
auf einmal meine Pfingsten
hatte; denn in Baireut unterscheiden sich
mir Wochen von Festen nur durch die — Westen. — Ihre
ganze Dar
stellung von den Eintheilungen
an bis zur rechten Mitte zwischen furcht
samem Verschweigen und kecker Offenherzigkeit erfreute mich inniglich,
so wie Ihr Schonen als sein Freund und Ihr Richten als
Wahrheit
freund und Ihre Sprache
dazu, sammt dem ästhetischen Urtheil, und
ich sehe
froh Ihrem Denkmale Werners entgegen. — Sie haben mir
durch Ihr Geschenk auf eine schöne Weise mein Schweigen auf
Ihre
Bitte verziehen, deren Erfüllung theils durch meine
Vorreden (die
letzte in der unsichtbaren Loge), theils durch
das Urtheil des Publikums
überflüssig wurde, so wie jetzo noch mehr durch Ihr
treffliches Buch.
Der hiesige schöne Abend mit Ihnen und den Ihrigen hat sein Abend
roth behalten. Die kleine Morgenröthe,
meine liebliche Eugenie, grüß’
ich hier recht innig und väterlich. Auch Ihre
Gesellschafterinnen seien
gegrüßt. Mit Hochachtung und
Liebe
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_377.html)