Von Jean Paul an Luise Förster. Bayreuth, 14. Juni 1824.

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Brieftext

Eilig.
Baireut d. 14. Jun. 1824

Meine Frau, geliebte Freundin, wird — obwol bei einer trüben Ver
anlassung — ein Stückchen meines Briefs. Recht innigen Dank für
Ihre liebende Theilnahme an meiner parziellen Mondfinsternis. Aber in
meinem letzten Briefe hatt’ ich mich der Kürze wegen gerade zu falsch
ausgedrückt. Hier folgt das rechte Gemälde meiner Finsternis, das ich
Ihren guten Gatten dem vortrefflichen Weller zu zeigen bitte, damit
er mir etwa Irrthümer und Fehltritte erspare. Seine Augen-Diätetik
hab ich mir auf Ihren Rath gekauft und trefflich gefunden. — Das
Laeysonsche Pulver half mir, so wie meiner schwachsichtigen Emma
nichts. Meine Frau wird Ihnen die sehr alte Schuld abtragen. —
Dieses Jahr gibt und verspricht mir wenig, aber viel genommen hat
es mir. Meine vorige Dresdner Zeit kehrt nie mehr um; es gibt wol
eine Wiedergeburt des Menschen, aber nicht der Freude. —


Und mein redlicher, liebevoller, theilnehmender Förster sei hier mit
recht vielem Danke gegrüßt. Er wird gern für meine Augen, die mir
das Arbeiten so stören, den Arzt vernehmen und mir dessen Winke
mittheilen.


Meine Frau soll mir recht viel von Ihnen erzählen. — Lebt beide
froh!

Ihr J. P. F. Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 8. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1955.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Dresden. 2 S. 8º. K: Die Profess. Foe[r]ster inDresden 13 [!] Jun. J 1: Förster S. 276×. J 2: Vossische Zeitung,8. Juni 1913, Sonntagsbeilage Nr. 23. B: IV. Abt., VIII, Nr. 297. 260,28 Meine vorige]Jene K mehr] wieder K

Durch Karoline Richter bestellt, die am 15. Juni über Karlsbad nachDresden zu ihrer schwer erkrankten Schwester Minna reiste. Luise Försterhatte J. P. das gewünschte Augenpulver geschickt und geraten, KarlHeinrich Wellers „Diätetik für gesunde und schwache Augen“ (1821)zu lesen (Exzerpte daraus Fasz. 4a, Bd. 24). Ihr Mann hatte dazu ge- schrieben, Weller sei für Operation, da es sich offenbar um grauen Starhandle, gegen den das Pulver nichts nütze; J. P. solle nach Dresdenkommen und sich von Weller operieren lassen. — Das beigefügte „Gemälde“ war vermutlich das Wahrheit 8,375ff. abgedruckte Exposé; vgl. 264, 9f.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_437.html)