Von Jean Paul an W. Demme. Bayreuth, 20. Oktober 1824.

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Brieftext

Kopie
[ Bayreuth,20. Okt. 1824 ]

Die Härte Ihres Brieftons, der mein Schweigen zur Schuld meines
Willens macht, werden Sie verurtheilen, wenn Sie erfahren, daß ich
seit einem halben Jahre mich mit meinem linken Auge dem grauen
Staare und mit dem rechten dem schwarzen nähere, und nur mit der
Brille lesen kann, Geschriebenes gerade am wenigsten. Der Werth
einzelner Ihrer Blätter veranlaßte mich, das Ganze für die Besserung
meiner Augen aufzuschieben. Wollen Sie nun das: so brauchen Sie
Ihr Ja nur durch Schweigen zu sagen. Uebrigens bedenken Sie, daß
Sie ja ohne meine Einwilligung Lesen, Antworten und Einpacken von
mir fodern. Geben Sie gefällig diesen Einschluß an einen Dichter ab,
dessen Arbeiten dasselbe Schicksal wie Ihre erfahren, der aber mein
Schweigen mit eignem Schweigen ertrug. Leben Sie wohl! etc.


Der graue Staar erfodert graues Papier.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 8. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1955.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: An W. Demme abzugeben im Literatur [aus Indüstrie] comptoir 20 [O]kt. i 1: Wahrheit 8,273× (undat.). i 2: Beilage zur Leipziger Zeitung,15. Dez. 1881, Nr. 100.

Vgl. Nr. 476.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_458.html)