Von Jean Paul an W. Demme. Bayreuth, 20. Oktober 1824.
Brieftext
Die Härte Ihres Brieftons, der mein Schweigen zur Schuld meines
Willens macht, werden Sie verurtheilen, wenn Sie erfahren,
daß ich
seit einem halben Jahre mich mit meinem
linken Auge dem grauen
Staare und mit dem rechten dem
schwarzen nähere, und nur mit der
Brille lesen kann,
Geschriebenes gerade am wenigsten. Der Werth
einzelner Ihrer
Blätter veranlaßte mich, das Ganze für die Besserung
meiner
Augen aufzuschieben. Wollen Sie nun das: so brauchen Sie
Ihr
Ja nur durch Schweigen zu sagen. Uebrigens bedenken Sie, daß
Sie ja ohne meine Einwilligung Lesen, Antworten und Einpacken von
mir fodern. Geben Sie gefällig diesen Einschluß an einen
Dichter ab,
dessen Arbeiten dasselbe Schicksal wie Ihre erfahren, der
aber mein
Schweigen mit eignem Schweigen ertrug. Leben
Sie wohl! etc.
Der graue Staar erfodert graues Papier.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_458.html)