Von Jean Paul an Joseph Niggel. Bayreuth, 10. Dezember 1824.
Brieftext
Ich danke Ihnen für Ihre Gläser, deren Reinheit und richtiges
Schleifen so wie die feinen Abtheilungen der Nummern den großen
Künstler verrathen. Ich habe von allen Ihren Nummern nur die
schärfste
72 behalten können, weil überhaupt die Gläser
nur durch Ein Auge
(denn das linke ist fast blind) wirken
können. Ich bitte Sie daher um die
Gefälligkeit, mir noch
zwei einzelne Gläser, das Eine von der Nummer
54, oder 55
oder 56 zu senden, das Andere etwa von Nummer 44, 45
oder
46.
Das Geld dafür habe ich hier schon voraus beigelegt und bitte Sie
recht sehr, sie mir, in dem Futteral, das Sie noch von mir
haben, mit
umgehender Post zu schicken.
[Eigenhändig]
Allerdings ist Ihr Rath sehr gut, gegen die Augen
schwäche konvexe Gläser zu gebrauchen. Ich müßte aber eines
haben,
das mir, ganz nahe vor das Auge gehalten, die
Buchstaben in einer
Ferne von zwei Handbreiten recht
vergrößerte. Haben Sie so eines:
so schicken Sie es mir
mit.
Verzeihen Sie das lange Behalten Ihrer Gläser, weil ich sie der
Augen wegen nur nach und nach probieren konnte.
In der Hoffnung baldigster Erfüllung meiner Bitten bin ich mit
großer Hochachtung
ergebener
Jean Paul Fr. Richter
Legazionrath
N.S. Ich hoffe, daß Sie mir die erbetenen Gläser um so mehr
bald schicken, da Sie aus meinem Diktieren sehen, wie
sehr meine
Augen Ihrer Hülfe bedürfen, und da ich
so gern die Kosten aufwende,
indem mir die einzige Brille
durch das Postgeld von 80 kr. an 3 fl. 44 kr.
zu stehen
kommt.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_464.html)