Von Jean Paul an Joseph Max. Bayreuth, 10. Dezember 1824.
Brieftext
— Die Vorreden zu Dobeneck und Kanne sind der Werke wegen, die
sie begleiten, in wenig Händen. Rezensionen müssen, wie man
bei
Sammlungen derselben nach andern Verfassern sieht,
diplomatisch
genau abgedruckt werden; auch wären sie ohne
die volle Begleitung des
Autors unverständlich. Auch würde
es bei meinem Zeit-, Licht- und
Sehemangel durch das
Ausbrennen der Tressen aus den enggedruckten
Rezensionen
eine Hölle gewesen sein, die ich gegen das Schreiben über
die Unsterblichkeit eingetauscht hätte, zumal da ich
täglich kaum zwei
Seiten zu schreiben vermag. Für die
literarischen Flüche, Wünsche etc.
habe ich, da abgerissene Gedanken, ohne Verbindung durch
eine Form,
den Leser bald ermüden, folgende erfunden: ich
schreibe eine verkleinerte
Vorschule der Aesthetik, und unter
ihre Programme kommen die dahin
gehörigen neuen Bemerkungen als Paragraphen, wovon oft
manche
über vier, fünf Seiten lang sind, z. B. über die
poetischen Nihilisten.
Auf das Titelblatt kommt daher
statt des Vorigen: literarische Flüche
etc. etc. Nachschule
zur ästhetischen Vorschule. —
Diktieren kann ich, ausgenommen Briefe, keine Arbeiten. Gegen
Ende des Jahres wird der Schluß des Ganzen bei Ihnen ankommen.
Mit herzlicher Freude werde ich und die Meinigen Sie im Früh
ling wiedersehen. Leben Sie recht
froh!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_465.html)