Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 28. Februar 1825.

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Brieftext

Von Karoline Richter
Verehrter Herr Geheime Hofrath!

Unter dem Schutz eines Ihnen bekannten Mannes und Freundes, darf wohl
dessen Gattin eine Frage an Sie, sich erlauben. Mein Mann, Jean Paul Richter
nemlich, leidet jetzt so sehr an den Augen, daß die Seinigen ihm die Mühe des
Schreibens so sehr als möglich ersparen müssen — und doch hat die Angelegenheit
eines Dritten ihn kürzlich aufgefodert Sich bei Ihnen um etwas zu befragen.


Der Hoforgelbauer Uthe in Dresden, mein Schwager, wünschte von Ew. Hoch
wohlgebohren, baldige Resolution wegen des Antrags zu wissen, der gegenseitig
von Ihnen eingeleitet worden ist, weil er kürzlich mehrere Auffoderungen zu
Errichtung einer Dampfmaschine, unter andern von einer auswärtigen Regierung
erhalten hat, die ihn zu einer endlichen Entscheidung zwingen. Sollte nun ein
Verhältnis zu Ihnen, noch in Ihrem Plane liegen, so bittet derselbe angelegent
lichst, um Ew. Hochwohlgeb. Mittheilungen deshalb, weil er eine Anstellung in
Süddeutschland allen Anderen vorzuziehen scheint.

Unter den Versichrungen, größter Hochachtung


Baireuth den 28ten Februar 1825
Ew. Hochwohlgeb. ergebenste
Caroline Richter
geb. Mayer

[Von Jean Paul eigenhändig]
Nachschrift.

Mein hochgeschätzter Herr Hofrath! Wie lange brachte uns Feder
und Presse nicht zusammen, wenn wir auch sonst ungeschieden blieben! —
Der graue Staar meines linken Auges, der auch das rechte verführen
will — aber vorher im Frühling fortgeschickt wird — hinderte mich die
Neujahrkarte des Morgenblattes auszutheilen, wie ich doch jährlich
gethan. An meinem Werke über die Unsterblichkeit konnt’ ich erst ⅔
vollenden. Um doch etwas wenn auch leichtes zu thun, gab ich dem guten
Max in Breslau die Sammlung meiner schon gedruckten Rezen
sionen und Vorreden, nebst einigen neuen Zusätzen. — Die erste Bitte
meiner Frau werden Sie schon gütig erfüllen. Leben Sie froh!


Ihr alter
Jean Paul Fr. Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 8. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1955.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Cotta-Archiv. 4º; 2 S. von Karoline, 1 von J. P., 4. S. Adr. vonEmmas Hand: Des Herrn Geheimen Hofrath Freiherrn v. Cotta Hochwolgeb.in Stuttgart. Präsentat: 8 März, [beantw.] 12.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_475.html)