Von Jean Paul an Richard Otto Spazier. Bayreuth, 20. August 1825.
Brieftext
Was ich auf dem Kanapee gesäet und Sie auf dem Stuhl, das fängt
schon an zu grünen, und meine sämmtlichen Werke werden
allmählig
hervortreten. Jetzo komme ich zu Ihnen mit einem Wunsche
der Mit
wirkung, die mir am besten den
Weg zum Anfang bahnen wird. Ich
bitte Sie nämlich,
inliegenden Brief sogleich an Böttiger zu übergeben.
Ich ersuche ihn darin, mich über die Bedingungen
über die Herausgabe
sämmtlicher Werke zu belehren, über das
was andere Schriftsteller
bekamen, über die Verhältnisse zu
frühern Verlegern, kurz über meine
neu aufgestiegenen
Zweifel bei dieser Unternehmung. Da ich Böttigers
kurzem,
immer schneller verrinnenden Lebenslauf nicht noch Brief
frachten an mich mitgeben wollte und
noch aus anderen Rücksichten
seiner Persönlichkeit, ersuchte
ich ihn, mir gar nicht zu antworten sondern
blos Ihnen, und
mündlich Alles was er nur rathen kann, Ihnen anzu
vertrauen. Sie werden schon die Gefälligkeit haben, jedes
Wort von ihm
treu wie ein Echo nach Baireut zu senden. Sie
sehen übrigens aus der
Mühe, in die ich Sie schon beim Anfang des Geschäfts
verwickele, daß
ich Sie bei der Fortsetzung desselben noch
mehr in Anspruch nehmen
werde, in so fern ich Ihren
wissenschaftlichen Gang nicht unterbreche.
Möge er in
Zukunft immer mehr Ihrer Alpenreise gleichen, wo die
steilen Felsen und die Wasserfälle eben so gut zu den
Schönheiten und
Genüssen gehören als die Aussichten
auf Berggipfeln! —
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_494.html)