Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 30. Oktober 1825.
Brieftext
Schon vor einem halben Jahre bot ich Ihnen den Verlag meiner
sämmtlichen Werke im Vorbeigehn an. Ihr Schweigen seit
dieser
Zeit erklärte sich vielleicht in der ungeheuren
Masse von wachsenden
Verbindungen aller Art. Jetzt wäre
nun gerade eine Periode im Publi
kum, wie
Sie am besten wissen, wo man mit Vorliebe die gesammelten
Werke von Lieblingautoren aufsucht. Hiezu kommt aber nun vollends
Ihr Vorschlag einer Subskription, welcher sich auf keine
Weise mit
der Eile des Geschäfts und eben so wenig mit allen
meinen Verhältnissen
vertrüge.
Übrigens läßt uns, lieber Cotta, die Zukunft noch immer
hundert
andere Verbindungen zu ähnlichen Zwecken
übrig.
Es gehe Ihnen wohl in Ihrer neuen Welt, die von Ihnen nicht
sowol entdeckt als geschaffen wird.
Neulich hatte ich Ihnen noch nicht geschrieben, was meine Heraus
gabe sehr erschwert, nämlich die
Novemberblindheit meiner Augen,
welche nur das Messer des
Frühlings beschneiden kann, wozu noch etwas
mehr
Bedenkliches und schwerer zu Heilendes tritt; es ist eine unvorher
gesehene, mir ganz unbegreifliche,
unverschuldete Bauchwassersucht, die
mich mit allen
Martern einer langsamen Heilung stört und aufhält.
Möge[n] Ihnen bei keiner Herausgabe
von sämmtlichen Werken solche
Störungen in den Weg
treten.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_510.html)