Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 4. Dezember 1815.

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Brieftext

Baireuth d. 4. Dec. 1815

Hier, mein guter Cotta, folgt der Neujahranfang für das
Morgenblatt. Einige Zensurwunden verträgt der Aufsatz; nur
müssen die Gedankenwegstriche durch Gedankenstriche dem Leser
angedeutet werden.


Für die erhaltenen 242 fl. dank’ ich. — Eine Frage aber thu’ ich,
die Sie — nach Ihrem gütigen Anerbieten — in eine Bitte ver
wandeln könnten, ob Sie nicht den Absatz der Levana, dem zu 500
nur noch 60 Expl. fehlen, schon für vollständig und den 4ten Louisd.
für nachzahlbar ansehen möchten, doch so, daß ich, im Falle die 60
noch nicht zur Ostermesse würden abgesetzt sein, zur Entschädigung
durch Interessen oder sonst verpflichtet wäre. Die Anweisungen
erbät’ ich mir nach Frankfurt oder Augsburg (in augsburg.
Current
).


Noch eine, aber leichtere Frage, die blos Wahl unter Titeln
betrifft. Ich will nämlich meine beiden lustigen Erzählungen im
Kriegskalender, dann meine ernsten Aufsätze in Schlegels und in
Perthes Museum und höchstens noch zwei poetische Aufsätze im
Morgenblatte zu Einem blos politischen Bändchen von 14 oder
16 Bogen sammeln, mit neuen Anmerkungen vermehrt — also zu
einem Büchlein von 3 Bestandtheilen, Scherz-Geschichten, Betrach
tungen und Phantasien. Soll ich nun dasselbe — dieß ist die Frage,
die Sie als Buchhändler zu entscheiden haben — als drittes der
Herbstblumine oder als ein eignes privatisierendes mit einem Titel
geben, der seine politische Richtung ausspricht? Ich folge Ihnen.

Ihr lieblicher vorsiebenwöchentlicher Neujahrwunsch ist freilich
nicht in der Zeit einzuholen — vielleicht nicht einmal in der Zahl,
wenn Sie mir in diesem Jahre wieder schreiben — aber doch in der
Wärme, mit welcher ich meine Wünsche für das Wol eines für die
Literatur und mich gleich wichtigen Mannes und Freundes thue.
Es geh’ Ihnen gut in der gelehrten Republik und in der landständi
schen Monarchie!

J. P. F. Richter

Ein Exemplar des abgedruckten Aufsatzes bitt’ ich für mich dem
Morgenblatte für die hiesige Harmonie beizulegen.

Textgrundlage

Jean Pauls sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 7. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1954.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Cotta-Archiv. 4 S. 8°. Präsentat: 9 Dec. 1815, [beantw.] 20. K: Cott. 4 Dez. J: Cotta 2, 507×. 41,21 könnten] aus möchten H 24 würden abgesetzt sein] aus abgesetzt würden H 28 Wahl] davor gestr. Ihre H 31 zwei] aus einige H 42, 1f. Scherz-Geschichten, Betrachtungen und Phantasien] aus Scherz-Geschichte, Ernst und Phantasie H 2 dasselbe] aus dieß H

Mit dem „Gespräch zwischen den beiden Gesichtern des Janus“, das im Morgenblatt v. 1. u. 2. Jan. 1816 erschien (I. Abt., XVII, 420). Cottas Antwort wegen des politischen Bändchens (vgl. Nr. 6, 11, 28) ist nicht bekannt, scheint aber gesonderte Ausgabe unter neuem Titel befürwortet zu haben; vgl. Nr. 192 und 244.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_115.html)