Von Jean Paul an Christian Otto. Bayreuth, 25. Dezember 1815.

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Brieftext

[ Bayreuth, 25. Dez. 1815 ]

Ein frohes heiteres Fest, mein Otto!

Belehre mich doch, ob ich, wenn das Pensiongeld kommt —
das auch da sein könnte — Emanuel oder lieber Enzel etwas auf
½ Jahr zu nehmen anbiete. Mach’ ich jenem nicht zu viele Ge
schäfte, oder kann ers eben zu diesen gebrauchen? — Da ich merke,
daß der Mensch ausgeliehenes Geld gar nicht mehr anschlägt, son
dern nur die Zinsen, und mithin dadurch verflucht geizig wird: so
will ich weniger verleihen und mehr auf Sachen wenden. — Ich
bringe eine schon lange gepflegte Bitte. Du kannst zwar zwischen
mir und Emanuel wählen; aber eben darum könntest du auch mich
wählen, wenn ein Fall einträte, wo deine geizigen Empfänger dir
durch Zögern unwillkürliche Anlehen abnähmen. Meine Kasse steht
dir zu jeder Zeit und Summe offen, da stets 500 fl. ganz unnütz
da liegen, so daß ich gar kein Verdienst habe bei diesem Platzwechsel,
aber wol den Genuß. Thu’ es also, alter Herzens Freund! — Das
mitkommende, zu spät vor deinem Geburttage angefangene Uhrband
will dir Emma, weil es ihr mislungen scheint, nicht geben. Aber ihr
Wille verdient schon, daß du es annimmst. — Thürheims Brief
hast du noch.


N. S. Mit Mühe hab’ ich den Weibern das sehr unscheinbare
Uhrband abgequält; denn ich kenne dich besser.

Textgrundlage

Jean Pauls sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 7. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1954.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Goethe- u. Schiller-Archiv. Präsentat: d. 25. Xbr. 1815. J: Wahrheit 8, 49×.

Das Pensiongeld (1750 fl.) traf am 27. Dezember ein (Handkalender). ausgeliehenes Geld: vgl. II. Abt., V, 407, Nr. 727. Thürheims Brief: wohl die Antwort auf Nr. 123.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_137.html)