Von Jean Paul an Lorenz Heinrich Wagner. Bayreuth, 9. Mai 1816.

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Brieftext

Baireuth d. 9. Mai 1816 [Donnerstag]

Den kleinen Nebel, der zwischen uns stand und der wie jeder Nebel
vergrößerte, nur nicht das Beste, blas’ ich leicht weg. Nicht das
geringste hab ich von jemand gegen Sie erfahren oder ich von Ihnen
gegen mich; nur glaubt’ ich, meine Theilnahme an Grasers Siegen
mache Ihnen keine sonderliche Lust, mich zum Sprechen aufzusuchen;
und dann sucht’ ich, wie natürlich, [Sie] auch nicht auf. Hätten Sie
aber nur etwas mit mir angefangen, etwa einen Zank — nämlich
freilich nur einen metaphysischen oder literarischen — so hätt’ ich
freundlich mitgezankt und Sie hätten gefunden, daß er — der Nebel
— gefallen sei. Nun jetzo liegt er auch und bedeutet demnach schö
nes Wetter.

Ihr ergebenster
J. P. F. Richter

N. S. Hier folgen mit Dank die Journale; noch 4 Stücke aber
hab’ ich. Am Sonnabende ess’ ich mit Graser auf dem Branden
burger. Sind Sie auch dabei?

Textgrundlage

Jean Pauls sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 7. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1954.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: zuletzt Kat. 622 Stargardt (Februar 1981), Nr. 230; ehem. Wolfgang Goetz, Berlin. 1 S. 8°; Adr. auf der Rücks.: Herrn Professor Wagner. Mit 3 L. Zeitungen und 2 Ergänzungsblättern.

Graser: vgl. Bd. VI, Nr. 868†. Brandenburger: alte Bayreuther Bezeichnung der Vorstadt St. Georgen. Es gab dort einen „Traiteur“ Geigenmüller, bei dem Jean Paul einzukehren pflegte, vgl. die „Geigenmüllerin“ Bd. VI, 208, 15 u. 619, Nr. 204.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_173.html)