Von Jean Paul an Johann Ludwig Heim. Bayreuth, 12. Februar 1817.
Brieftext
Mein geliebter und geehrter Präsident! Ich bin ordentlich froh,
daß ich eine Bitte an Sie in einer Zeit zu thun habe, wo ich nicht
einmal mehr Ihr Jäckchen, geschweige den, der darin über die
Gasse
zu mir hinübersprang, zu sehen bekomme. Meine
Emma bedarf
nämlich am 1. März, um unter die Kommunikanten
eingeschrieben
zu werden, einen Taufschein von dem
Geistlichen, der sie 1802 im
September getauft, und dessen
Namen ich rein vergessen habe.
Sogar einen Impfschein —
diesen körperlichen Taufschein — hab’
ich vom Chirurg
Marschall nöthig. — So viele Scheine brauchten
die Apostel bei dem ersten Abendmale nicht.
Darf ich Sie bitten, jetzo die Scheinaussteller zu veranlassen?
Welche schwere, nächtliche und dann glänzende Zeiten sind vor
uns vorüber gezogen, seit wir von einander gegangen! Ganze
Folianten könnt’ ich in Einer Stunde mit Ihnen sprechen.
Anch
verzweifle ich nicht ganz an meiner Erscheinung bei
Ihnen; in und
um Meinungen liegt eine zu schöne
Vergangenheit für mich.
Grüßen Sie von mir und meiner Frau Ihre treffliche Luise und
ungenannt die andern, die ich liebe, und genannt den, der
mir auf
dieses Blättchen antworten wird, von
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_258.html)