Von Jean Paul an Sophie Paulus. Frankfurt a. M., 31. Mai 1818.
Brieftext
Meine gute Sophie! Nun brauch ich nur noch einen Schritt von
6 Meilen zu meiner Frühlingfreude. Wie viele himmlische
Stunden
werden in der ersten Minute stecken, die ich mir
verewigen will,
damit sie immer frisch bleibt! — Es verlohnt
jetzo kaum der Mühe,
daß ich nur ein vernünftiges Wort oder
ein freudiges sage; das
Wiedersehen steht ja so nahe.
Mit eigner Freude fand ich Ihren Brief von anno 11
wieder,
zu welchem Sie die Hand und Ihre geliebte Mutter
die Gedanken
geliehen und worin diese ihrer theuersten Tochter mit
schönem Lobe
gedachte. — Sie haben bisher so lange
geschwiegen, daß es wol gut
wäre, wenn Sie sprächen, eh’ ich
Sie hörte, und also nach Frankfurt
schrieben.
Sie thäten meiner Seele damit wol und besser als sie es bisher
durch ihr äußerliches Schweigen verdiente. Ihre geliebte Mutter
sei recht gegrüßt und Ihren kräftigen Vater grüßt noch mit
mir der
Senator Schmidt aus Bremen.
Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_413.html)