Von Jean Paul an Heinrich Voß. Frankfurt a. M., 31. Mai 1818 bis 1. Juni 1818.
Brieftext
Mein guter Heinrich! Nur eine Tagreise trennt uns seit vorgestern
noch, und eine Zeit von zwei Wochen. Alle meine
Prophezeiungen
des schönsten Himmels treffen
ein und er wird sich erst trüben, wenn
ich euch verlassen
habe. Hast du mir während meiner Reise geschrie
ben, so bekommst du die Antwort mündlich. An mich
adressiere:
abzugeben bei Herrn Buchhändler Wenner in Frankfurt in der
Münzgasse, der mit seiner trefflichen Frau mir erst das
weite
Frankfurt gemüthlich macht. Dieser Brief soll
weiter nichts sein
als eine Adreßkarte. Dir jetzo in
dieser Nähe einen ordentlichen
Brief zu schreiben, wäre
mir eben so unmöglich als es auf deinem
Schreibtisch zu
thun deinem Auge gegenüber. —
Schreibe mir ja bald, wenn auch wenig. Du warest so lange
stumm.
Um dem Zeitverlust einer Hin- und Her-Fahrt zu entgehen, reis
ich erst aus der Glanzstadt zu euch und dann nach Hause,
ein Bischen
Manheim ausgenommen, das dazwischen kommt. —
Der Himmel
gebe, daß ich euch nicht nur alle gesund, sondern
auch Schelvers
Hellseher noch krank finde, um ihn zu hören. — Am Ende
bleib’
ich wenig über 8 Tage hier von heute an. — Fängt
freilich das Ge
dränge der
Bekanntschaften erst an: wird es schwer werden, schnell
durchzukommen. — Grüße alle meine Liebenden und deine geliebten
Eltern zuerst.
Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_414.html)