Von Jean Paul an Georg Andreas Reimer. Bayreuth, 16. Januar 1819.
Brieftext
Vorgestern bracht’ ich den zweiten Band zu Ende, weil ich gewiß
für heute, am Tage der fahrenden Post Ihre Antwort
erwarten
konnte, für deren Liebe und Bestimmtheit ich
Ihnen recht herzlich
danke, lieber Reimer. Zur Ostermesse
sollen die 2 letzten Bände
folgen, welche mir, da sie mehr
ernster und lyrischer Natur sind, die
Mühen der
Besserung verringern werden. Eigentlich arbeit’ ich
lieber
ganz neue Stücke aus — wie z. B. zum Siebenkäs — als neue
Zeilen oder neue Wortstellungen und Worterfindungen, zu
welchen
jeder neue Zusammenhang eine neue Anstrengung
fodert. Käufer
der 2ten Auflage
haben auch diese dritte nöthig, da in ihr eben so viel
Verbesserungen sind wie in jener, nur weniger durch große als durch
kleine Stücke. Freilich gingen Ihnen die letzten Hunderte
der 2ten
Auflage langsam ab; aber bedenken Sie, daß vorher
wenigstens
1500 verkauft waren, ehe Sie die übrigen nur
bekamen. Hingegen
jetzo! — Ich sollte überhaupt gar nicht
soviel von meinen Gesammt
werken reden, da ich vor 6
Jahren gar nicht dazu kommen werde.
— Mein „hart befremdend“ bezog sich nicht auf Härte der Be
dingung, sondern
nur auf das späte Nachkommen derselben. — —
Doch Sie haben
nun alles mit so schöner und Ihrer würdigen Er
wiederung gelöset! — Gewiß ist dieß nicht das letzte Buch,
das Sie
von mir verlegen. In den komischen Roman will
ich alles Komische
bringen, was ich nur zu erschaffen vermag; nur aber lang
wird er
dadurch werden.
Es gehe Ihnen recht wol!
Ihr
J. P. Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_496.html)