Von Jean Paul an Georg Andreas Reimer. Bayreuth, 2. Januar 1819.
Brieftext
So — wie Ihre letzte Schrift- und Formatprobe — wünscht’
ich
auch den Siebenkäs und noch
mehr abgedruckt; und für die Zukunft
alles, über dessen Herausgabe wir etwa übereinkämen.
Der erste Band meiner Biographie wird vor Einem Jahre nicht
fertig; so wie zwei Bände eines neuen komischen Romans
ebenfalls,
ob ich gleich an diesen seit mehren Jahren arbeite und mehr
als
30 Bogen schon habe kopieren lassen; denn ich fange
immer wieder
von vornen an. Noch hab’ ich an keinen Verleger
gedacht; denn
ich thu es nie früher als bis das Werk
vollendet ist.
Ich fand am Ende, daß ich eine dritte Auflage, wo auf jeder
Seite ein Wort verbessert ist, recht gut eine verbesserte nennen
kann. Eine vermehrte wird der Hesperus ohnehin nie, weil eher
aus ihm wegzunehmen als in ihn hineinzubringen ist.
Gleichwol
kostet mich diese Art von Arbeiten
unendlich viel Zeit, Geduld und
Mühe.
Hart befremdete es mich aber, guter Reimer, daß Sie eine ganz
neue Bedingung — den Wiederzurückkauf des Hesperus bei
einer
Gesammtausgabe — in Ihr letztes Schreiben bringen,
eine Bedin
gung, an welche bisher weder mündlich, noch schriftlich auch
nur gedacht worden, wie Sie selber ja sogar in Ihrem letzten
sagen:
„Die Bedingungen über den Hesperus glaube ich
schon auf Ihren
„Wunsch in einem frühern Briefe unsere
Verabredungen wieder
„holend anerkannt zu
haben etc.“ Auch würd’ ich nie bei dieser neuen
Bedingung in das geringe Honorar gewilligt haben; ja nicht einmal
bei einem größern, weil ich mir bei meiner Gesammtausgabe,
(so
viele Jahre sie auch, zumal bei meinem jetzigen
Überdruße, da zu
bessern, wo ich noch Kraft zu vielen und
langen Werken habe, noch
ausbleiben wird) nicht so sehr die
Hände binden will. In der Ge
sammtausgabe wird dieser Hesperus, so wie der Siebenkäs und
Jubelsenior etc.etc. nicht vermehrt, sondern eher
verringert, nämlich
die Extrablätter werden in besondere Bände geworfen; und
mancher
Nichtkäufer der Gesammtwerke wird daher immer den
dritten
Hesperus etc.etc. begehren. Wozu viele Worte? Ich sende
Ihnen
hier den ersten Band mit dem vollen
Vertrauen, daß Sie den Druck
desselben nur dann anfangen lassen, wenn Sie ganz mir zustimmen.
Sogleich nach Ihrer bejahenden Antwort kommt auch der jetzo
nicht ganz fertige zweite Band.
In jener bitt’ ich Sie auch mir recht bestimmt zu schreiben, ob
Sie den 3ten und 4ten noch auf die Oster
M[esse] liefern wollen; und
mir in diesem Falle scharf die Zeit zu bestimmen, wann Sie beide
haben müssen. Ich
würde diese Beschleunigung, obwol mit einiger
Aufopferung,
möglich zu machen wissen. — —
— Und somit des Kaufmännischen mehr als zu viel! Das neue
Jahr soll uns in neuer Eintracht finden; und möge dasselbe Sie in
Ihrem so weiten Kreise von Verdiensten um die gelehrte
Welt
neben den innern Belohnungen auch die äußern
antreffen lassen!
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_490.html)