Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 27. Januar 1819.
Brieftext
Ihr heutiger Brief hat mir Freude mitgebracht. Da ich erst Ihre
Erklärung abwartete, eh ich etwas in andern Zeitungen that:
so
brauch’ ich jetzo zum Glücke — nichts zu thun.
Ihrem Unterschiede
zwischen einem Tagblatte und einem Buche
will ich mich, bei 〈un
geachtet〉 aller
Sittlichkeit meiner Absicht und Darstellung, gern
bequemen
und opfern. Nur hätte gleich zuerst zum Zeichen des
Opferns
ein Auslaßzeichen gesetzt werden sollen; und Sie werden also
um so mehr, zu meiner Genugthuung, die letzten Zeilen der Druck
fehleranzeige unverändert drucken lassen.
Ich danke für die saldierte Rechnung des vorigen Jahrs.
Durch den Tod Ihrer geliebt-liebenden Königin ist Ihnen freilich
ein großer Himmel eingestürzt, aber ein kurzer sogar mir.
Wie
freuete ich mich auf Frühling und Stuttgart und — sie
zugleich!
Ich sprach hier mit ihr nur einige Worte von dem Pflaster in
den
Wagen hinein — und nun können diese Worte
nicht in Stuttgart
fortgesetzt werden und nur ihre Schönheit
dämmert noch in der Er
innerung fort. Für
ihr Leben hätt’ ich gern ein Paar spanische
Könige gegeben und einen deutschen Churfürsten als Beilage
dazu.
Dennoch will ich Stuttgart sehen. Wäre nur Wangenheim
da!
Sie will ich schon nicht verfehlen.
So leben Sie denn recht froh und der König heile Ihnen allen
die Wunde, die seine Königin geschlagen.
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_501.html)